Sauerampfer – dieser Sauerlump
Sauerampfer (Rumex acetosa)
Für Kinder ist es ein grosser Spass, wenn sie die jungen Blätter anknabbern und sie den sauren Geschmack auf der Zunge spüren. Das ist ein positives und einprägsames Naturerlebnis. Es spricht mit Sicherheit auch nichts dagegen, frische junge Blätter für eine Sauerampfersuppe zu sammeln. Oder sie für die Füllung von Omelettes oder zum Würzen von Salaten zu verwenden. Ganz nach Gusto, wie es jedem gefällt.
„Und wenn der Mensch Ampfer äße, würde er ihn traurig machen und seine Natur in dessen Eingeweiden zu einem unrechten Mass ausgiessen.“
HILDEGARD VON BINGEN; PHYSICA
Der Wiesensauerampfer ist ein Wildgemüse und keine Heilpflanze. Er enthält keine Inhaltsstoffe, die eine positive Veränderung eines Krankheitsbildes oder einer gesundheitlichen Störung begründen könnten. Vielfach wird in einigen Kräuterbüchern und Foren fäschlicherweise die ausschwemmende Wirkung des Sauerampfers angepriesen. Die harntreibenden Effekte beim Genuss von Sauerampfer lassen sich allerdings zuverlässiger und besser verträglich mit einer ganzen Reihe anderer Pflanzen und Kräutern erzielen. Problematisch ist bei der Einnahme von Sauerampfer sein hoher Gehalt an Oxalsäure. Dieser Inhaltsstoff findet sich vor allem in seinen Blättern. Die Oxalsäure bildet beim Stoffwechsel zusammen mit Calcium ein schwer lösliches Salz, das nur sehr langsam über die Nieren wieder ausgeschieden werden kann. Fatalerweise fördert die Aufnahme von Oxalsäure die Bildung von Nierensteinen.
Ganz gleich wie beliebt der Sauerampfer als Beigabe zu bunten Sommerwiesensträussen ist, so ärgerlich ist seine Anwesenheit auf Weiden für die Landwirte. Das liebe Vieh mag ihn nicht, und nimmt wertvollen Wiesengräsern den Platz und die Nährstoffe weg. Seine Anwesenheit verteidigt er hartnäckig mit seinen markanten Blütenständen, die an miniaturisierte Schellenbäume erinnern – ganz entfernt. Silage und Kompostierung können seinen Samenständen nicht viel anhaben, so dass er seinen Standort hartnäckig verteidigen kann.