Auf der Suche nach Kräutern am Ende des Ammertales
In Zeiten des Klimawandels ist es schon merkwürdig, wenn man durch bayrische Dörfer wandert und mehr Autos als Fussgängern begegnet. Selbst zum Wirtshausbesuch wird der eigene Diesel aus der Garage kutschiert. Nachts herrscht dann auf der ausgebauten Landstrasse ein reger Verkehr, der den zu gleicher Zeit auf Hamburger Chausseen übertrifft. Urlauber quälen sich mit E-Bikes durch die Wälder und Wiesen, als ob wir Menschen nicht mehr in der Lage wären, uns aus eigener Kraft fortzubewegen. Die Ausschilderung der Wanderwege weist nicht mehr den Weg von Ort zu Ort. Sie verweisen auf Rundwege mit wohlklingenden Namen. Glücklicherweise finden sich noch immer Schilder, die den Weg zu einer der bekanntesten bayerischen Klöster anzeigen – der Benediktinerabtei Ettal.
Die berühmte Abtei in den Ammergauer-Alpen
Basilika bedeutet im Altgriechischen: königlich
Es ist ein Anblick, der fröhlich stimmt, wenn die Kuppel der Basilika ins Sichtfeld rückt. Genau genommen sind es ab diesem Moment lediglich noch zehn Gehminuten bis zum Erreichen des Klosters. Auf dem Weg dorthin werden auf grossen Tafeln die Attraktionen der Benediktiner-Abtei angepriesen. Der Besucher wird auf den möglichen Besuch der Schaukäserei, oder auf die klostereigenen Liköre, das Klosterbier, die tollen Einkaufsmöglichkeiten im Klosterladen oder gar im Klostermarkt aufmerksam gemacht. In dem zum Kloster gehörenden Hotel ist man auf die Annehmlichkeiten fixiert, welche die Gäste im Hause geniessen können. Die Zeiten für Gottesdienste oder Stundengebete in der Basilika müssen an der Rezeption schon erfragt werden. Da verwundert es nicht, wenn zur morgendlichen Messe gerade vier einsame Seelen erscheinen.
Steiniges Dasein der Kräuter
Der Weg zu den Kräutern führt durch ein schwarzes Eisentor oberhalb des Klosters. Es ist kein Klostergarten im herkömmlichen Sinne. Hier kamen grössere Ideen zum Tragen. Es ist ein Alpenklimagarten. Kindheitserinnerungen wurden beim Betreten der Anlage wach. Links und rechts des Weges wurden tonnenweise kalkhaltige Gesteinsbrocken abgelegt. Zwischen diesen haben die Pflänzlein die Möglichkeit zu wachsen oder auch nicht. Zahlreiche Schilder sollen dem Besucher beim Benennen der Pflanzen helfen. Was gut gedacht ist, aber nicht hilft, wenn die kleine Pflanze erst einmal unter allen umstehenden gefunden werden will. Das Auge ermüdet beim Betrachten, zumahl sich die Gesteinsformationen immer wiederholen. Pflanzen, die man hofft zu sehen, sind nicht vorhanden oder sichtbar. Da kommt trostlose Langeweile auf, wie in Kindheitstagen, als Besuche botanischer Gärten lustloses Abwandern von Beeten bedeutete. Darüber hinweg tröstet auch keine angelegte Wildwiese am Ende des Weges, der weiter zur Schaukäserei führt.
Das Konzept des Gartens scheint eher ein touristisches, als botanisches oder gartenpädagogisches zu sein. Die Klimazonen der Alpen sind sehr verschieden und auch die ihre Untergründe und Böden. Das geht aber aus der Gartengestaltung nicht hervor. Es erschliesst sich dem Besucher nicht. Vielmehr kommt der Eindruck auf, es handelt sich um eine weitere Attraktion im Umfeld des berühmten Klosters, die Gäste anziehen soll. Natürlich ist jedes Kloster auch eine Wirtschaftseinheit und muss die Einkünfte für die Gemeinschaft selbst erwirtschaften. Einige Gemeinschaften haben in jüngster Vergangenheit leider unter anderem aufgrund der Vernachlässigung dieses Gedankens sich auflösen müssen. Fraglich aber ist, wie weit sich der Bogen spannen lässt, ohne dass ein Kloster zu einem Benedikt-Disney-Wunderland verkommt.
Anreise und Internet-Adresse:
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