Aloe vera – eine Feuchtigkeitsspenderin
Der Aloe ist eine eindrucksvolle Pflanze mit seinen dicken wasserspeichernden Blättern. Vielen Gärten und Parks dient er akzentuierend als schmückende Kübelpflanze. In südlichen Regionen, dem Mittelmeerraum und anderen subtropischen und tropischen Klimazonen beeindrucken die wild wachsenden Pflanzen mit ihrem hochaufragenden Blüten.
Im Bereich der Heilkunde ist Aloe ist die gebräuchliche Bezeichnung für den getrockneten Blattsaft der Pflanzen Aloe barbadensis Miller und Aloe (verschiedene Arten, hauptsächlich Aloe ferox Mill. und deren Hybriden). Bereits Hildegard von Bingen und die Ärzteschule von Salerno wussten von ihm und den Wirkungen seiner Säfte zu berichten.
Pflanzliche Hautpflege
Aloe vera ist Bestandteil unzähliger Hautpflegeprodukte. In der Verarbeitung als Gel findet Aloe vera als Feuchtigkeitsspender für die Haut mit antibakterieller Wirkung Verwendung. Der austretende Saft von frisch aufgeschnittenen Blättern wird bevorzugt zur Behandlung von Insektenstichen oder kleineren Hautläsionen direkt aufgetragen. Die lindernden Effekte gehen wahrscheinlich von der kühlenden Feuchtigkeit des zähflüssigen Saftes und seiner entzündungshemmenden Wirkung aus. Die Volksmedizin kennt eine Menge weiterer Anwendungsmöglichkeiten, die alle auf gesammelten Erfahrungen beruhen. Übrigens empfahlen Hildegard von Bingen und die Heilkundigen im fernen Salerno gleichermassen den Aloe bei Hautleiden wie Krätze und Aussatz.
Ein uraltes Verfahren
Im Vergleich zu den mittelalterlichen Herstellungsmethoden hat sich bei der Aloe-Gewinnung nicht viel geändert. Die Blätter werden aufgeschnitten, die entweichende Flüssigkeit aufgefangen und unter Hitze eingedickt. So berichtet „Die erste grosse Drogenkunde des Abendlandes – Das Circa Instans“ von unterschiedlichen Qualitäten bei der Gewinnung von Aloe-Paste. Sie beschreibt die Qualität des Aloe epatica, der eine bräunliche mit Leber vergleichbare Farbe habe. Das deckt sich in etwa mit der Qualität des heutigen Hepatica-Aloes. Die mittelalterlichen Ärzte bevorzugten aber den Aloe cicotrina, der schonend eingedickt wird und eine hellere Farbe besitzt (Lucida-Aloe). Am Ende der Verarbeitung entsteht ein pulveriges Trockenextrakt, das als Grundlage für pharmazeutische Aloe-Präparate genutzt wird.
Fertige pflanzliche Arzneimittel, die dieses Aloe-Präparat enthalten, sind normalerweise in fester und flüssiger Form erhältlich und können oral eingenommen werden.
Pflanzliches Abführmittel
Die Aloe-Präparate enthalten Anthranoide. Ihre Wirkungen sind vielfältig, wobei ihre abführende Wirkung die Eignung bei der Behandlung von Verstopfung von Interesse ist. Ihre Wirkungsweise wird als hydragog und antiabsorptiv beschrieben. Das heisst, die Anthranoide hemmen die Resorption des Dickdarms von Wasser und Elektrolyten aus dem Stuhl, und fördern zugleich die Sekretion. Was zur Folge hat, dass der Stuhl durch die Zunahme von Flüssigkeit im Dickdarm weich wird und an Volumen zunimmt. Dadurch erhöht sich der Darmdruck, was vorteilhaft für die Entleerung ist. Weiter gilt die Annahme, dass die Anthranoide eine motilitätssteigende Wirkung haben, was die Entleerung durch Kontraktionen des Darmes befördert.
Wie alle Abführmittel sollten auch Aloe-Präparate nur kurzfristig verwendet werden. Zur Behebung länger bestehenden, oft auftretenden oder chronischen Obstipationen sind sie nicht geeignet. Als Nebenwirkung können Störungen des Elektrolythaushaltes oder eine Gewöhnung an Laxansien auftreten. Als Folge dessen wären das Auftreten weiterer gesundheitlicher Beeinträchtigungen zu befürchten.
Die Monografie der EMA/HMPC können Sie unter diesem Link abrufen und nachlesen: Monografie Aloe Vera
Inhaltsstoffe:
Aloin, Aloinosid, Aloemodin, Bitterstoffglykoside, Chrysophanol, Glykoproteine, Hydroxyanthracenderivate, Polysaccharide
Wirkung:
Laxans (abführend), choleretisch (gallensafttreibend)
Gegenanzeigen:
Allergische Reaktionen auf Aloe-Arzneimittel können auftreten.
Aloe-Präparate dürfen nicht während der Schwangerschaft oder Stillzeit eingenommen werden. Von der Verabreichung an Kinder unter 12 Jahren ist abzusehen.
Zu den mit Aloe-Arzneimitteln berichteten Nebenwirkungen zählen Magen- und Darmstörungen wie Bauchschmerzen und Krämpfe mit flüssigem Stuhl, insbesondere bei Patienten mit reizbarem Dickdarm. Diese Symptome können auf eine zu hohe Dosis zurückzuführen sein. In diesen Fällen sollte die Dosis reduziert werden. Eine langfristige Anwendung kann zu einer Verfärbung der Darmschleimhaut führen, die sich normalerweise wieder normalisiert, wenn der Patient das Arzneimittel absetzt.
Die langfristige Anwendung von Aloe-Arzneimitteln kann zu einem Ungleichgewicht von Wasser und Salz führen und zu Albumin (einem Protein) und Blut im Urin führen. Während der Behandlung kann es zu einer gelben oder rotbraunen Verfärbung des Urins kommen.
Aloe-Arzneimittel dürfen nicht von Patienten mit Darmverschluss oder Stenose (Verengung), Atonie (Mangel an normaler Muskelbewegung), Blinddarmentzündung, entzündlichen Darmerkrankungen (wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa), unerklärlichen Bauchschmerzen oder starker Dehydration eingenommen werden. Nur eine ärztliche Untersuchung kann die genannten Krankheitsbilder ausschliessen!