Jardin botanique alpin Lautaret
Col du Lautaret ein Sehnsuchtsort auf 2100 Metern
Sowohl für Rennradfahrer als auch botanisch Interessierte gleicht der Col du Lautaret einem Wallfahrtsort. Erstere quälen sich mit Muskelkraft die endlosen Serpentinen bis zum Pass hinauf und noch weiter. Motiviert sind sie durch die jährlich stattfindende Tour de France. Letztere wählen eine gemütlichere Fortbewegung für das Erreichen ihres Ziels. Sie sind aber ebenso enthusiastisch und motiviert. Die Université Grenoble betreibt cirka 300 Meter oberhalb des Passes auf rund 2 Hektar Fläche einen botanischen Höhengarten: die Station alpine Joseph Fourier.
Schöpfer dieses wunderbaren Gartens waren viele Unterstützer, wie der Touring Club de France, private Initiatoren, und Helfer, Professoren und Studenten, Freiwillige die über all die Jahre und Jahreszeiten an der Gestaltung dieses Stück Erde mitgewirkt haben, und es noch immer tun. Immerhin beherbergt der alpine Garten heute rund 2000 verschieden Pflanzen. Die Idee und die Realisierung eines Lehr- und Schaugartens in dieser Höhe und an dieser Stelle geht auf Professor Jean-Paul Lachmann im Jahre 1899 zurück.
Bereits vor mehr als einhundert Jahren erschien die Erforschung des Öko-Systems in alpinen Höhen interessant und die Bewahrung der Vielfalt seiner Pflanzenwelt attraktiv und lohnenswert – damals noch ohne Kenntnisse von Anzeichen eines drastischen Klimawandels. Dieser Garten ist gewissermassen ein Denkmal für eine schöpferische und von Verantwortung für kommende Generationen geprägten Weitsicht seiner Gründer und Organisatoren. Ihnen ist zu verdanken, dass auf diesem Bergsattel an der Schnittstelle zwischen den nördlichen und südlichen Alpen eine universitäre Bildungseinrichtung entstanden ist, an der auch Menschen ausserhalb des Lehrbetriebes teilhaben können.
Für alle, die über den Col du Lautaret kommen, lohnt sich der kleine Abstecher. Im botanischen Garten kann jeder so lange verweilen, wie er mag. Wer in Eile ist, hat schlechte Karten. Das Gelände lädt zum Entdecken ein. Bänke, Stühle und Pavillons bieten Ruheplätze. Kinder können sich bergauf und bergab verausgaben. Die Anlage und Ausschilderung sind lehrreich und unterhaltsam zugleich. Die Einrahmung durch das Panorama der umliegenden Gipfel ist atemberaubend schön und verleitet manche Besucher zu spontanen Begeisterungsausbrüchen.
Nicht nur einheimische Pflanzen werden in thematischen Beeten kultiviert, sondern aus allen bedeutenden Gebirgsgegenden verschiedener Kontinente wachsen und gedeihen alte Bekannte und Exoten für Anschauungs- und Studienzwecke. Den Heilpflanzen und -kräutern wurde gemeinsam mit den giftigen Pflanzen im oberen Teil rechts oberhalb des Chalet Mirande ein Feld gewidmet. Wer beim Rundgang genau hinschaut wird überall Vertreter von ihnen finden.
Alle, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen möchten, – was durchaus möglich ist – können den ZOE-Bus sowohl von Briançon als auch von Grenoble nehmen. Die Zeit zwischen den beiden Busverbindungen ist ausreichend für einen Besuch der Station alpine Joseph Fourier. Er verkehrt zweimal täglich in jede Richtung.