Sanatorium und van Gogh’s Zufluchtsort
Die Sonnenblumen im Garten wurden zu Ehren des berühmtesten Patienten gepflanzt: Vincent van Gogh. Er hatte sie so oft und so unnachahmlich schön in seinen zahlreichen Gemälden in Szene gesetzt. Durch das vergitterte Fenster konnte er den Garten sehen. Morgendliches Licht erhellte sein Zimmer mit der Staffelei. Die Nonnen vom Institut Saint-Joseph hatten ihm im Gegensatz zu den anderen Insassen das Malen erlaubt. Der holländische Künstler Vincent van Gogh war 1889 nach Saint-Paul de Mausole vor sich selbst und seinen nicht enden wollenden Wahnvorstellungen geflüchtet. Ein ganzes Jahr blieb er im ehemaligen Kloster von Saint-Rémy de Provence. Inwiefern ihm in der Nervenheilanstalt geholfen werden konnte, darüber gehen die Meinungen der Experten weit auseinander. Geheilt verliess er sie jedenfalls nicht.
Stätte der Inspiration und Wallfahrtsort
Verrückte Geschichten im Garten
In seiner rund tausendjährigen Geschichte ist das Kloster Saint-Paul de Mausole schon immer eine Stätte der Fürsorge und Behandlung psychisch erkrankter Menschen gewesen. Verschiedene Kongregationen wechselten sich im Laufe der Zeit als Betreiber des Spitals ab. Die Aufgaben für die Versorgung und die Pflege blieben die selben. Über die jeweils angewendeten Methoden und Praktiken kann aus heutiger Sicht gestritten werden. Die Würdigung der geleisteten Anstrengungen und Bemühungen um die Versorgung psychisch kranker Menschen können kritisches Hinterfragen im eigentlichen Sinne nicht mindern. Unabhängig vom Zeitabschnitt der menschlichen Geschichte, ist die umfassenden Fürsorge für Menschen mit psychischen Einschränkungen stets eine Herausforderung geblieben. Einerseits ist sie ein Zeichen der Menschlichkeit, der Barmherzigkeit und ist neben ihrer humanitären Bedeutung eine gesellschaftliche Notwendigkeit. Heute ist Saint-Paul de Mausole eine psychiatrische Klinik mit modernen Ambulanzen. Als Vincenz van Gogh die Heilanstalt im ehemaligen Kloster aufsuchte, war es ein Irrenhaus. Daran erinnert das Museum der Einrichtung mit seinen liebevoll gepflegten Gärten.
Motive für den Holländer
Das ehemalige Kloster am südlichen Rand des Städtchens Saint-Remy ist ein romantischer Ort mit altem Baumbestand, durchzogen von gepflegten Wegen, einem parkähnlichen Garten und villenartigen Gebäuden. So präsentiert sich Saint-Paul de Mausole noch heute dem Besucher, der sein Ticket löst und den Ort verlassen kann, wann und wohin er will. Um wieviel beklemmender muss es gewesen sein, als die Türen und Tore noch fest verschlossen waren? Möglicherweise stellten die Beete, Rabatten, Felder, Ausblicke und verwinkelten Ecken der Gärten auf dem ehemaligen Klosterareal kleine Fluchten für die Insassen der Anstalt dar. Diese Illusion ist für den kunstinteressierten Besucher nur schwer erträglich. Doch wahrscheinlich gerade wegen dieser Vorstellung kommen die zahlreichen Gäste aus aller Welt entlang der Olivenhaine den Berg hinaufgepilgert. Ebenso wie ihr Idol sind sie zugleich auf der Suche nach den allbekannten Motiven, dem Licht, dem leuchtenden Himmel der Provence, allem was Vincent van Gogh für seine bewundernswerten Werke inspirierte.
Refugium oder Retrait?
Selbst mit der Aufhebung des Klosters durch die Französische Revolution wurde die Funktion des Gartens als Ort des Rückzugs, der Besinnung, der Ruhe, zum Meditieren und zur inneren Beschau beibehalten. Seine Bestimmung als Klostergarten ist ein Kontinuum. Das ist der Grund, weshalb wir den Garten des Cloître Saint-Paul de Mausole in unsere Rubrik ‚Klostergärten‘ mit aufgenommen haben, obwohl es keine monastische Gemeinschaft ist, die sich um ihn kümmert.
Anfahrt und Internet-Adresse:
https://www.saintpauldemausole.fr
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