Mittelmeer Strohblume – ein neues Antidepressivum?
Mittelmeer Strohblume (Helichrysum stoechas L.)
Die Goldene Unsterbliche ‚Immortelle dorée‘, so wird die uns bekannte Mittelmeer-Strohblume von unseren französischen Nachbarn genannt. Obwohl als Mittelmeer-Strohblume bekannt, findet man sie auch in den Dünen an der Atlantikküste und auf den kargen Böden der Haute Provence. Für manchen weckt das Aroma der knallgelben Blüten Urlaubserinnerungen. Der starke, würzige und zum Teil exotische Duft ihrer goldgelben Blüten bleibt auch nach dem Trocknen erhalten und verhalf ihr möglicherweise zum Beinamen ‚Ewige Blume‘. Wer den leicht bitteren Geschmack der Blütenköpfchen in Verbindung mit der intensiv aromatischen Note zu schätzen weiss, kann das Kraut und die Blüten als Grundlage für einen Teeaufguss nutzen. Als Getränk an heissen Tagen soll er belebend und verdauungsfördernd wirken. Wahrscheinlich deshalb werden die getrockneten Blüten in der Verwendung als Kräutertee traditionell als Magen- oder Grippemittel verwendet.[1]
Vorausgesetzt man mag den ungewöhnlichen Duft der Pflanzen. Mit dem Aufhängen von Sträusschen getrockneter Pflanzen oder trockener Blüten in Stoffbeuteln lassen sich Insekten abwehren oder Motten aus dem Kleiderschrank fernhalten.
Mittelmeer-Strohblumen sind beliebt wegen ihres aromatischen Geruches.
Im Unterschied zu ihrer nordischen Verwandten der Sand-Strohblume (Helichrysum arenarium) ist die Mittelmeer-Sonnenblume (Helichrysum stoechas) keine anerkannte Heilpflanze. Allerdings ist sie in der Volksmedizin keine Unbekannte. Laut Signaturlehre wurde der Mittelmeer Strohblume in der Vergangenheit eine Wirkung gegen Gelbsucht zugesprochen. Daneben fand sie auch Verwendung als Entwurmungsmittel, oder Mittel gegen Kopfschmerzen, oder als Balsam zur Behandlung von Prellungen, Beulen, Blutungen und Prellungen.
Es scheint nicht verwunderlich, dass sich ausgerechnet italienische und spanische Forscher in den letzten Jahren zunehmend mit pharmakologischen Potenzialen der ‚Goldenen Unsterblichen‘ beschäftigt haben. Das in den Monaten Juni und Juli blühende Kraut wächst ja sozusagen direkt vor ihrer Haustür. Die methanolischen Extrakte von Helichrysum stoechas (L.) zeigten in verschiedenen Studien eine hemmende Wirkung auf die Monoaminoxidase A (MAO-A).[2] Monooxidasen sind Enzyme, die bei der Steuerung von Neurotransmittern eine entscheidende Rolle spielen. Sie regulieren die Weiterleitung von Reizen im Nervensystem, welche Bewegungsabläufe, Verhalten, kognitive Funktionen und die Emotionen steuern. MAO-A-Hemmer werden im Allgemeinen zur Behandlung von Stimmungsstörungen eingesetzt, insbesondere als Antidepressiva. Mit ihren Untersuchungen verfolgten die Forscher das Ziel, innovative und sicherere Therapien auf Basis gut verträglicher pflanzlicher Arzneimittel für Stimmungsstörungen zu entwickeln.[3] Anhand von Tiermodellen wurde die potenzielle Aktivität von Helichrysum-stoechas-Extrakt bei der Behandlung von Angst- und Depressionssymptomen untersucht. Allerdings zeigen die vorliegenden Ergebnisse, dass Helichrysum-stoechas-Extrakt lediglich die Eigenschaften eines selektives Anxiolytikums (Angstlöser) ohne antidepressiv-ähnliche Eigenschaften besitzt. Auch wenn die Autoren der Studie die bekannten Zusammenhänge zwischen Angstzuständen und depressiven Störungen im Blick hatten, konnten sie die vermutete antidepressive Wirkung nicht nachweisen. Für die Behandlung von Angststörungen könnte wiederum das Helichrysum-stoechas-Extrakt perspektivisch interessant sein.[4]
Inhaltsstoffe:
Arzanol, Arenol, Benzofuranderivate, Chlorogensäure, Cumarine, Cynarin, Helipyron, Homoarenol, Kaempferol, Kaffeesäure- und Quercetinderivate, Terpene
Wirkung:
antimikrobiell, entzündungshemmend, antioxidativ
Quellen:
[1] Ruprecht, S. V., Neue Erkenntnisse zu Gnaphalium-, Pseudognaphalium-, Helichrysum- und Anaphalis- Arten, Karl-Franzens-Universität Graz, 2018
[2] Haslinger K, Prather KLJ. Heterologous caffeic acid biosynthesis in Escherichia coli is affected by choice of tyrosine ammonia lyase and redox partners for bacterial Cytochrome P450. Microb Cell Fact. 2020 Feb 11;19(1):26. doi: 10.1186/s12934-020-01300-9. PMID: 32046741; PMCID: PMC7011507.
[3] Borgonetti, V.; Les, F.; López, V.; Galeotti, N. Attenuation of Anxiety-Like Behavior by Helichrysum stoechas (L.) Moench Methanolic Extract through Up-Regulation of ERK Signaling Pathways in Noradrenergic Neurons. Pharmaceuticals 2020, 13, 472. https://doi.org/10.3390/ph13120472
[4] Les, F., Venditti, A., Cásedas, G., Frezza, C., Guiso, M., Sciubba, F., Serafini, M., Bianco, A., Valero, M. S., López, V., Everlasting flower (Helichrysum stoechas Moench) as a potential source of bioactive molecules with antiproliferative, antioxidant, antidiabetic and neuroprotective properties, Industrial Crops and Products, Volume 108, 2017, 295-302, https://doi.org/10.1016/j.indcrop.2017.06.043.