Wem es hinten juckt und brennt …
Wen kratzt das schon?
Die Proktologen zählen wohl zu den ärztlichen Spezialisten, deren Hilfe und Behandlungsergebnisse zu den geschätztesten, wohltuendsten mit dem höchsten Mass an Erleichterung wahrgenommen werden. Zugleich werden wahrscheinlich die meisten Witze über ihre Tätigkeit gerissen. Wohl dem, den es nicht juckt!
Ekelhafte Beschwerden
Jucken, Brennen und Nässen am After sind die häufigsten Symptome für Hämorrhoiden. Beschrieben werden sie als knotige Erweiterungen des arteriovenösen Gefäßgeflechts im Analkanal. Hinzukommen Entzündungen und unkontrollierte Schleim-, Stuhl- oder Gasabgänge.1 Das alles ist für die Betroffenen sehr unangenehm. Spätestens, wenn blutige Spuren sich auf dem Stuhl befinden, wird der Besuch beim Arzt notwendig. Er allein kann diagnostizieren, ob es sich tatsächlich um Hämorrhoiden handelt. Möglicherweise befinden sie sich dort in bester Gesellschaft. Immerhin mehr als die Hälfte aller Menschen ab dem 30. Lebensjahr sollen laut Schätzungen das Leid von Hämorrhoiden kennen.2
Eichenrinde
Sitzbäder und Umschläge mit der adstringierenden Wirkung der Gerbstoffe von Eichenrinde (Quercus petrea, sessibilis) sollen beim Abheilen der Entzündungen helfen.
Linderung immerhin
Um es vorweg zu nehmen: mit pflanzlichen Heilmitteln allein wird kein Hämorrhiodalleiden zu heilen sein. Allerdings können einige von ihnen für die Prophylaxe und die symptomatische Behandlung hilfreich sein.3 Die ersten Schritte sind meist Ernährungsumstellung, Erhöhung der Trinkmenge und Gewichtsreduktion. Der Anus hat ja immerhin einiges auszuhalten.
Die Sitzbäder mit Eichenrinde sind ein altbekanntes und bewährtes Hausmittel. Die spürbar entlastende Wirkung setzt allerdings erst mit dem Abklingen der Entzündungen ein. Unterstützend sollten Getränke, z. B. Kräutertees getrunken werden, die einen lockeren und weicheren Stuhl bewirken. Schwarzer Tee gehört nicht dazu.
Kamillenblüten
Teezubereitungen und Umschläge aus Kamillenblüten (Matricaria chamomilla) wirken innerlich und äusserlich gegen Entzündungen.
Etwas für den Beipackzettel
Kamille ist nicht jedermanns Freund. Wer unter Pollenallergien leidet, sollte sich vorsichtig an die Kamille „herantasten“. Korbblütler lösen bei Allergikern recht häufig unerwünschte Reaktionen hervor, die statt einer Milderung der Symptome zu einer Verschlechterung führen. Für alle anderen ist die Kamille ein echtes Universalmittel, das durchaus einen Platz im Garten oder Kräuterbeet verdient hat.
Arnikablüten
Etwas aufwendiger aber umso wirksamer ist eine Tinktur aus Arnikablüten (Arnica montana) mit abschwellender Wirkung.
Das Wohlverleih vom Berge
Die Arnika ist der Klassiker für alle Verletzungen der Haut und darunter liegender Schichten. Verschwinden die Symptome, ist das Problem schon zur Hälfte gelöst. Die spätere Entscheidung für eine gesündere Lebensweise treffen wahrscheinlich die meisten mit der gleichen Ernsthaftigkeit wie die Vorhaben zum Jahreswechsel. Allein hapert es dann bei der langfristigen Umsetzung. Hierbei bleibt zu erwähnen, dass die meisten Hämorrhiodalleiden auf einen ungesunden Lebensstil zurückzuführen sind. Schon ein wenig mehr Bewegung hilft den Venen, den Knochen und auch dem Gemüt. Wäre das Selberpflücken von Arnika nicht eine Motivation?
Präparate aus der Apotheke:
Zu den klassischen Phytotherapeutika bei Hämorrhoiden gehören auch die Hamamelis und der Stechende Mäusedorn. Ohne die fachkundige Hand des Apothekers oder der Apothekerin kommt jedoch keiner an die wertvollen Inhaltsstoffe.
Die roten Früchte und die grünen gleichförmigen Blätter sind für den Stechenden Mäusedorn typisch. Die Inhaltsstoffe des Wurzelstocks sind ein Venentherapeutikum und wirken tonisierend auf die Blutgefässe. In der Verabreichungsform als Kapseln bewirken Ruscin und Ruscosid ein Abschwellen der Hämorrhiodalknoten.
Die Virginische Zaubernuss ist auch bekannt unter den Namen Hamamelis oder Herbstblühende Zaubernuss. Die Blätter und Rinde enthalten Gerbstoffe vor allem Gallotannine, sowie Flavonoide und ätherisches Öl. Die daraus hergestellten Salben wirken adstringierend, lokal blutstillend und entzündungshemmend.
Quellen:
1)https://eref.thieme.de/ebooks/2446948#/ebook_2446948_SL91363097; 14.04.2022.
2)https://www.usz.ch/krankheit/haemorrhoidenleiden/; 14.04.2022.
3)Fintelmann, V: Weiss, R. F.; Kuchta, K.: Lehrbuch Phytotherapie, Karl F. Haug Verlag Stuttgart, 12. Auflage 2009.