Ehemaliges Franziskanerkonvent mit Terrassengarten
Ein bemerkenswerter Klostergarten findet sich in nordwestlicher Richtung, cirka 60 Kilometer von Nizza entfernt. Wie an den Hang geklebt siedeln die knapp 500 Einwohner von Saorge in einem pittoresk verwinkelten Bergdorf über dem Tal von Roya. Bis vor rund vierzig Jahren gehörte ein Franziskanerkonvent zur Ortsgemeinschaft von Saorge. Der Garten des Klosters ist eine touristische, kulturelle und gartenbauliche Attraktion. Der steile Aufstieg über die Serpentinen hinauf zum Dorf mit seinem Kloster lohnt sich.
In den Bergen der Alpes-Maritime
Une résidence d’écriture
Wer den Roman „Elementarteilchen“ des französischen Schriftstellers Michel Houellebecq gelesen hat, dem dürfte der Ort Saorge bekannt vorkommen. Weshalb der Autor gerade dieses Bergdorf in den Alpes-Maritime als ultimativen Wendepunkt für seine Protagonisten ausgewählt hatte, könnte mit dem ehemaligen Franziskanerkloster ‚Monastère de Saorge‘ zusammenhängen. Nachdem der letzte Mönch Ende der Achzigerjahre des letzten Jahrhunderts den Konvent verlassen hatte, stand der barocke Gebäudekomplex leer. Der französische Staat nahm sich der Gebäude an. Das Centre des monuments nationaux schuf im alten Kloster einen Rückzugsort und Wirkungsstätte für Schriftsteller. Möglicherweise nutzte Houellebecq ebenso wie seine Kolleginnen und Kollegen die inspirierende Atmosphäre des Ortes, an dem sich ursprünglich die Mönche zur Sammlung in Stille zurückgezogen hatten, zum Schreiben an seinem Roman.
Est-ce un miracle?
Leer und aufgeräumt präsentiert sich die nussbaumgetäfelte Sakristei der Klosterkirche ‚Notre-Dame des Miracles‘. Alles ist wunderbar restauriert und instandgesetzt. Die Türen stehen offen. Förmlich drängt sich die Frage auf: „Wieso seid ihr gegangen?“ Es ist ein aussergewöhnlich schöner Platz, an dem die Franziskaner stets willkommen waren. Die Bewohner von Saorge wollten die Existenz spirituellen Lebens in diesem Kloster. Seine barocken Mauern waren solide, wenn auch über die Zeit brüchig geworden. Der nach Süden ausgerichtete terrassenförmige Garten lässt noch heute alles reichlich gedeihen, was man zum Leben braucht. Er nährt Körper, Geist und Sinne. ‚Jardin vivre‘ ist die treffende Bezeichnung in französischer Sprache.
Le Jardin vivre
Gerade der ‚Jardin vivre‘ übt eine unglaubliche Anziehungskraft auf seine Besucher aus. Alle wollen ihn sehen. Die Mauern sind zu hoch zum Drüberschauen. Das Tal ist für Einblicke an dieser Stelle zu breit. Lange Zeit waren ausschliesslich seine vom Verfall geprägten Terrassen und Pergolen als romantische Bildmotive gefragt. Seinen Zauber hat der Klostergarten im Laufe der Jahrhunderte niemals verloren. Dass er förmlich neu auflebt, verdankt er engagierten Gärtnerinnen und Gärtnern der l’Association les jardins de la Roya. Dank ihres Fleisses blüht und grünt es auf den Terrassen in rund 600 Metern über Meereshöhe. An den bekannten Pergolen rankt der Wein. Die Obstbäume sind gestutzt. In den Rabatten wächst das, worauf die die Gärtner ganz individuell Lust haben. Ein musealer Garten sieht anders aus. Alles Belehrende oder Dogmatische fehlt auf diesem bestellten Stück Erde. Alles wirkt frei und lebendig. Sogar gefährdete Insekten wie die blauschwarze Holzbiene und die gehörnte Mauerbiene finden im ‚Jardin vivre‘ zwischen knackigen Salaten und heilenden Kräutern eine Lebensgrundlage.
Internet-Adresse und Anreise:
http://www.monastere-saorge.fr
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