Über den malerischen Laudatio Si‘-Garten im Probsteigarten
Schwester Beatrice‘ Präsenz im Probsteigarten ist nicht zu übersehen, auch wenn sie sich gerade nicht im Garten aufhält. Die prächtigen Reihen saftigen und blühenden Grüns in Beeten und Rabatten künden von ihrem und ihrer Helferinnen Mühsahl und Fleiss. Wenn Schwester Beatrice zur Harke greift, dann führt sie das Regiment. Ehrfurchtsvoll verneigen sich die Malven, freudig leuchten die Ringelblumen, Bienen und Hummeln machen Platz, wenn sie mit ihrer Hacke den Peperonis und anderen Pflänzchen Luft verschafft. Sie zeigt den Pflänzchen, was eine Harke ist, damit sie Luft und Licht haben zum Atmen, Leben und Gedeihen.
Wenn Schwester Beatrice zur Harke greift
Zwischen Hummeln und Bohnen
„Was halten Sie von unserem Garten?“ Das fragte mich Schwester Ruth mit fröhlichen Lächeln, als ich den Klosterladen betrat. Dass ihr Probsteigarten vor der Türe von der Anlage her ein typischer Klostergarten mit dem Rondell in der Mitte und davon ausgehend Wege in die vier Himmelsrichtungen sei, überzeugte sie nicht sonderlich. Von der Bepflanzung her ist der Probsteigarten kein repräsenstativer Schaugarten. Er ist auch kein Kräutergarten. Vielmehr gleicht der Fahrer Klostergarten einem schmucken Bauerngarten mit vielen bunten Blumen, mit Gemüsebeeten, Küchen- und Heilkräutern zwischendrin. Alles, was die Bewohner des Hauses mögen und brauchen, findet sich in ihrem Garten. Typischerweise ist das Ganze so angelegt, dass die Blumen, Pflanzen und Kräuter ein gutes Auskommen miteinander haben, und zu jeder Zeit etwas blüht und wächst. Alles ist mit Liebe gepflegt und vom Herzen kommend angelegt. „Also spricht unser Garten Sie an!“, ruft Schwester Ruth erfreut aus. „Wissen Sie eigentlich, dass es nicht einfach ein Klostergarten ist? Das ist ein Laudatio-Si‘-Garten!“
Laudatio Si‘
Die Idee eines Laudatio-Si‘-Gartens ist, zur Sensibilisierung der Besucher für einen achtsamen Umgang mit der Schöpfung und der Natur beizutragen. Bezug nimmt sie auf die Enzykla „Laudatio Si'“ von Papst Franziskus, die sich ausführlich mit den unaufschiebbaren Themen Umweltschutz, der Klimakrise und der Bewahrung der Erde als lebenswerten Raum befasst. Papst Franziskus wählte als Motto die sich immer wiederholende Eingangszeile des zehnstrophigen die Schöpfung preisenden Sonnengesangs seines Ordensgründers Franz von Assisi „Laudatio si'“. Wie der Sonnengesang soll auch der Garten ein Lobpreis auf die Schöpfung und seinen Schöpfer sein. So laden Texte auf Schildern aus der päpstlichen Enzykla und von der ehemaligen Fahrer Ordensschwester Silja Walter zum Lesen, Nachdenken und Meditieren ein. Am eindrucksvollsten ist allerdings das mit den Händen gesprochene Gebet der Benediktinerinnen aus Fahr – ihr Garten. Ein Werk der Hände, mit Liebe geformt, aus Gefühl und Erfahrung geschaffen, einladend, offen für alle, das Auge erfreuend, das Herz erfrischend.
„Wir sprechen von einer Haltung des Herzens, das alles mit gelassener Aufmerksamkeit erlebt; das versteht, jemandem gegenüber ganz da zu sein, ohne schon an das zu denken, was danach kommt; das sich jedem Moment widmet wie einem göttlichen Geschenk, das voll und ganz erlebt werden muss.“
Aus der Enzyklika LAUDATO SI’ (Über die Sorge für das gemeinsame Haus) von Papst Franziskus (Kap. IV. 226)
Oase statt Wüste
Das monastische Prinzip gründet eigentlich auf der Idee des Rückzugs in die Wüste. Jedoch im Falle des Benediktinerinnenklosters Fahr scheint sich das Prinzip umgekehrt zu haben. Inmitten wüster Niederungen aus optimierter Flächennutzung, des Verbaus, eines durch Arbeit und Leistung getakteten Alltags, geprägt von Rastlosigkeit und performanceorientierter Lebensgestaltung fühlen sich die Ländereien rund um das Kloster Fahr wie eine kleine aus der Zeit gehobene Oase der Ruhe und des Friedens an. Streng nach den Regeln ihres Ordensgründers des Heiligen Benedikts führen die Nonnen in Fahr ein fröhliches Leben im Rhythmus von Gebet, Meditation und Arbeit. Sie lassen andere daran teilhaben, wenn man das will.
täglich öffentlich zugänglich
Anreise und Internet-Adresse:
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