Blume rettet Sonntagspredigt
Ein Zweig vom Marienblatt bewahrte Kirchgänger am Sonntag vor dem Ärgsten. Die Blätter des recht harmlos aussehenden Marienblatts verströmen eine Duft, der als minzig und ebenfalls kampferartig beschrieben wird. Trickreiche Gottesdienstbesucher nutzten frischgepflückte Zweige des Marienblattes als Lesezeichen im Gesangsbuch. Ihr Duft wird in der Regel als angenehm erfrischend wahrgenommen. Kommt allerdings die Nase den Blättern zu nahe, dominiert die Kampfernote. Das revitalisiert spontan und kurzfristig die Lebensgeister, was den Riecher am Einschlafen hindert.
Der Trick ist nicht neu. Daher ist das Marienblatt (Tanacetum balsamita) landläufig auch unter der Bezeichnung Gebetsbuchpflanze bekannt. Wieviel Gottesdienstbesucher bisher langweilige Predigten mit einem Marienblatt-Zweig schlaflos überstanden haben, darüber schweigen die Statistiken.
Rundliche Blätter und lange Stengel sind ihr Markenzeichen. Das Blütenköpfchen ähnelt der Kamille. Ihre Blütezeit wird meistens mit Juli-August angegeben. Tatsächlich sind es nur wenige Tage innerhalb dieser beiden Monate abhängig vom Standort. Das Marienblatt (Tanacetum balsamita) entstammt der artenreichen Familie der Asteraceaen. Die Gattung Tanacetum, auch Wucherblumen genannt, umfasst mehr als 160 blühende Arten, die in den gemässigten Regionen, vor allem im Mittelmeerraum, in Nordamerika sowie in Südwest- und Ostasien, beheimatet sind. Da es sich um eine reine Gartenkultur handelt, finden sich nur selten einige ausgewilderte Exemplare ausserhalb von Gärten und Beeten.