Im Garten der Lüste von Toledo
Der Garten des Klosters San Juan de los Reyes auf dem Monte Alcohol in Toledo ist im eigentlichen Sinne der Kreuzgang des ehemaligen Franziskanerklosters aus dem 17. Jahrhundert. Er zählt zu den ganz und gar ungewöhnlichen Klostergärten. Das Grün seiner Blätter, die Farben der Blüten und Früchte kontrastieren mit dem hellen filigran bearbeiteten Stein spätgotischer Bildhauerkunst. Aus dem kühlen Schatten des doppelstöckigen Kreuzgangs fällt der Blick auf den vom Sonnenlicht überfluteten Innenhof mit seinen Gewächsen, Bäumen und Blumen. Sie dienen nicht der Versorgung des Klosters und seiner Bewohner. Ihr einziger Zweck ist das Dasein in Schönheit und die Verkündigung von Freude. Stille Bewunderung erfasst alle Besucher und lässt sie innehalten, staunend auf den Bänken verweilen oder sinnierend über die Balustrade lehnen.

Der Königin war es zu klein
„tanto monta, monta tanto“
Königin Isabella I. und Ferdinand II., Stifter des Klosters



Zum Lustwandeln zwischen Himmel und den Spitzen aufstrebenden Grüns lädt das obere Stockwerk des Kreuzgangs ein. Mit seinen glatten weiss getünchten Wänden und der prächtigen Kassettendecke im Mudéjar-Stil wirkt er strenger als das gotische Untergeschoss. Es sind seine breiten abgesenkten Arkaden, die einen Eindruck luftiger Weite vermitteln. Der Betrachter fühlt sich dem Himmel ein Stück näher wie die jagenden Schwalben.

Franziskanische Klöster zeichnen sich in der Regel durch Schlichtheit und Zurückgenommenheit im baulichen Stil aus, zumindest was die Fassade betrifft. Das völlige Gegenteil repräsentiert der im spätgotisch-isabellischen Stil reich verzierte Bau. Überfrachtet von Heiligen, Fabelwesen, Putten, Bögen, Figuren, zierendem Masswerk präsentiert sich das Kloster von San Juan de los Reyes wie eine reich verzierte übergrosse Zuckertorte. Der Auftraggeberin Isabella I. gefiel es nicht. Es war für ihren Geschmack zu klein geraten.






Das Kloster ist längst aufgegeben. Für ihre Studien haben die Minoriten-Brüder einen anderen Platz gefunden. Wie so oft, bleibt die Sehnsucht nach einer tragenden religiösen Gemeinschaft, die solche Plätze am Leben erhält. Der Orden Franciscana Seglari – eine Laienbrüderschaft – führt franziskanisches Leben und Wirken an diesem geweihten Ort fort. Für die meisten Besucher ist es eine kurzweilige Begegnung mit der Geschichte spanischer Königinnen und Könige, Architektur, gärtnerischer Schönheit und religiösen Motiven.


Anfahrt und Internet-Adresse:
https://parroquia.sanjuandelosreyes.org/el-monumento/
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