Lehrbuch Phytotherapie
Vorstellung der 13., überarbeiteten Auflage
der Autoren Volker Fintelmann, Rudolf Fritz Weiss, Kenny Kuchta
Die 13. überarbeitete Auflage hält leider nicht, was sie verspricht. Der Inhalt des Buches spiegelt nicht den aktuellen Kenntnisstand der Pflanzenheilkunde wieder, sondern befasst sich über weite Teile mit den Erkenntnissen und Tätigkeiten der Kommission E. Deren Verdienste dürfen nicht kleingeredet werden, aber es ist fraglich ob das heute als Grundlage für ein Lehrbuch reicht.
Im Rahmen einer Überarbeitung wäre es dem Buch und den Lesern dienlich gewesen, wenn Schwerpunkte gesetzt worden, eine rote Linie entworfen, dem Inhalt Stringenz gegeben worden wären. Stattdessen mäandern sich die Autoren durch die Themen, Krankheitsbilder und Pflanzenbeschreibungen. Im Ergebnis sind sie häufig redundant, unvollständig in den Angaben und vermeiden eine tiefergehende Betrachtung von Wirkungsweisen und -zusammenhängen. Wünschenswert wäre die Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse anstatt der Verweise auf die entsprechenden Studien gewesen. Vergleichsweise brauchbarere und verlässliche Informationen liefern zahlreichen Internetseiten, und sind in anderen beispielhaften Buchpublikationen zu finden.
Offensichtlich ist den Autoren bei der Bearbeitung der Überblick verloren gegangen, was sich im unvollständigen Sachverzeichnis und Heilpflanzenverzeichnis niederschlägt. Dieser Mangel schränkt die Brauchbarkeit des Buches als Nachschlagewerk ein. Für ein Lehrbuch, was der Titel verspricht, stellt das ein erhebliches Manko dar. Einen Ausgleich dazu bieten die den jeweiligen Kapiteln beigefügten Lernfelder nicht.
Ein absolutes Plus des Buches sind die Warnhinweise (Cave), die auf mögliche Nebenwirkungen und Einschränkungen in der Verwendbarkeit von Pflanzen hinweisen. Kurz und prägnant verweisen sie auf eventuelle Risiken und erleichtern die Bewertung der Pflanzen für die angestrebten Anwendungen.
Bereits im Vorwort wird darauf hingewiesen, dass das Buch aus der Sichtweise des Arztes geschrieben wurde. Viele Begriffe wurden im Lateinischen belassen, was die wissenschaftliche Korrektheit unterstreicht. Leider wurde das nicht konsequent für alle Texte angewendet. Die Vermischung von lateinischen und deutschen Begriffen ist hinderlich beim Lesen und fördert nicht das Verstehen der Texte. Damit wird das Buch dem eigentlichen Anliegen nicht gerecht. Es wird eher am Bild des wissenden verschreibenden Arztes und des zu behandelnden Patienten festgehalten und fortgeschrieben.
Informativ und hilfreich sind die zahlreichen Rezepturen und Hinweise zu den Zubereitungsformen pflanzlicher Arzneimittel. Wiederum irritierend ist die Auflistung verfügbarer Fertigpräparaten mit der Nennung eines Herstellernamens. Die Nennung von Firmennamen rechtfertigt sich in diesem Falle nicht. Für einen großen Teil der Präparate sind am Markt gleichzeitig alternative Angebote anderer Hersteller erhältlich. Andernfalls helfen Apotheker mit phytopharmazeutischer Erfahrung gerne weiter.
Der relativ hohe Preis des im Haug-Verlag erschienen Buches weckt hohe Erwartungen, denen aber diese Überarbeitung nicht gerecht wird. Gedruckt wurde es auf griffigem Offset-Papier und in Hardcover gebunden. Die grafische Aufarbeitung folgt unkreativ dem Duktus eines Schulbuches.
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