Arzneipflanze des Jahres 2025: Gemeine Schafgarbe – Achillea millefolium
Der Würzburger interdisziplinäre Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde hat getagt und sich endlich zur Benennung der Arzneipflanze des Jahres durchgerungen. Seine Wahl fiel diesmal auf die Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium). Ihr soll in diesem Jahr besondere Aufmerksamkeit zukommen. An Präsenz auf Wiesen und an Feldrändern wird es auch in diesem Jahr nicht mangeln. Von Juni bis September zeigt sie ihre üppigen weissen Blütendolden. Unverkennbar sind die federartigen gefiederten Blätter an den aufragenden Stengeln, die ihr den lateinischen Beinamen Millefolium (Tausendblatt) einbrachten.
Geliebt ist die Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium) als Arznei- und Heilpflanze wegen ihres wenig einladenden herben Geruchs und bitteren Geschmacks nicht. Dabei ist kaum eine Pflanze ist mehr in der Volksmedizin verwurzelt als die Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium). Als ein Heilkraut der Frauen bezeichnete sie die Kräutererfahrene Maria Treben. Selbst Kräuterpfarrer Sebastian Kneipp äusserte sich wohl dahingehend, dass die Schafgarbe den Frauen viel Unheil erspare. So soll sie beispielsweise regelbedingte Unterleibsschmerzen lindern. Ihre krampflösenden Inhaltsstoffe wirken auf die glatte Muskulatur ein. So hilft die Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium) bekanntermassen bei schmerzhaften Krämpfen im Magen-Darm-Bereich und während der Menstruation.
Man trinkt Schafgarbe in Essig gegen alle Blasenbeschwerden.
Lorscher Arzneibuch
Bei einem besonders wertvollen Inhaltsstoff der Gemeinen Schafgarbe (Achillea millefolium) handelt es sich um das Azulen. Dieser Stoff ist besitzt ein beruhigendes, antiallergisches und regeneratives Wirkungsspektrum, und ist daher in zahlreichen Hautpflegeprodukten enthalten. Der relativ hohe Gehalt von Azulen von bis zu 20 Prozent im ätherischen Öl der Arzneidroge könnte die Eignung der Gemeinen Schafgarbe (Achillea millefolium) als „Wundkraut“ erklären. Aufgüsse aus Schafgarbenkraut und -blüten können ebenso bei kleineren oberflächlichen Wunden die Heilung beschleunigen. Auch bei Hautunreinheiten und Akne ist der Versuch mit Umschlägen lohnenswert.
Insgesamt sollen es fast 70 Inhaltsstoffe sein, die im ätherischen Öl der Gemeinen Schafgarbe (Achillea millefolium) identifiziert wurden. Neben Chamazulen zählen Caryophyllenoxid, Sabinen, Borneol zu den Hauptbestandteilen des ätherischen Öls der Achillea millefolium. Der Gehalt an Wirkstoffen variiert bei der Gemeinen Schafgarbe (Achillea millefolium) stark. Beispielsweise ist der Proazulengehalt erheblichen Schwankungen unterworfen. Während der Entwicklung der Pflanze steigt er an, erreicht kurz vor der Blüte sein Maximum, um kurz danach drastisch abzusinken. Daneben ist das Proazulen nicht in allen Untergruppen der Gemeinen Schafgarbe (Achillea millefolium) nachweisbar. Das Problem ist nicht nur der Standort der Pflanzen, der bekanntlich einen Einfluss auf die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe hat. Die Sippen aus der Achillea-millefolium-Gruppe sind selbst für Fachleute nur schwer zu bestimmen und daneben morphologisch, chemisch sowie genetisch verschieden.
Die Empfehlung mag komisch klingen. Bevor du einen Korb mühsam gesammelter Schafgarbe ohne Inhaltsstoffe nach Hause trägst, frage einfach eine Apothekerin oder den Apotheker! Bei ernsthaften Beschwerden solltest du unbedingt auf Apothekenware zurückgreifen. Sie ist auf den Gehalt an Inhaltsstoffen geprüft.
Der interdisziplinäre Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde kürt seit 1999 die Arzneipflanze des Jahres. Vorrangiges Ziel ist es, an die lange und gut dokumentierte Geschichte von Pflanzen in der europäischen Medizin zu erinnern. Gegründet wurde der Studienkreis 1999 an der Universität Würzburg unter maßgeblicher Beteiligung von Prof. Franz-Christian Czygan († 2012) und Dr. Johannes Gottfried Mayer († 2019). Heute gehören der Jury Mediziner, Pharmazeuten, Biologen und Historiker verschiedener Hochschulen und Institutionen an.
Quellen:
Pressemitteilung: Gemeine Schafgarbe ist die Arzneipflanze des Jahres 2025; Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde; Würzburg, 12.02.2025.
Maria Treben; Apotheke Gottes, Ennsthaler Verlag, 1980
Lorscher Arzneibuch – Staatsbibliothek Bamberg Msc.Med.1; https://katalog.ub.uni-bamberg.de/query/BV035384277, CC BY-SA 4.0
Schilcher, H., Kammerer, S., Wegener, T.: Leitfaden Phytotherapie , 4. Auflage, Urban & Fischer Verlag, München-Jena, 2010
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Flemming, M.; Dissertation – Phytochemische, pharmakologische und chemoökologische Untersuchungen zu Sesquiterpenlactonen aus Kamille, Schafgarbe und Arnika, Universität Regensburg, 2014
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