De cultura hortorum (Hortulus)
Über den Gartenbau
Vorstellung des weltbekannten Gartenbuches von Walahfried Strabo in der Übersetzung aus dem Lateinischen von Otto Schönberger
Ziemlich überrascht war ich, als ich sozusagen die Bibel der Gartenkunst – oder sollte ich besser sagen: das alte Testament – in den Händen hielt. Ich hatte mehr erwartet als ein kleines wenige Seiten umfassendes Büchlein in einer Paperbackausgabe. Das sollte sich noch als sehr praktisch erweisen. Auf meinem Schreibtisch findet es immer einen Platz, und auf meiner nächsten Reise war es eine spannende und unterhaltende Lektüre. Allerdings, wer Spannung und Unterhaltung in Form von Belletristik vom Hortulus erwartet, sollte es sofort aus der Hand legen. Walahfried Strabo entführt den Leser nicht nur ins 9. Jahrhundert, in dem er die Schrift verfasste, sondern bis in die Welt der Götter und Mythen des alten Griechenlands.
Der Herausgeber des kleinen Buches hat grosse Arbeit geleistet. Der lateinische Originaltext wurde mit abgedruckt. Auf der gegenüberliegenden Buchseite befindet sich die deutsche Übersetzung, die zwar nicht den ursprünglichen Hexameter wieder aufnimmt, aber in einem gut verständlichen und leicht lesbaren Text den Inhalt vermittelt. Das Nachschlagen all der unbekannten Gottheiten kann der Leser sich sparen. Fussnoten führen direkt in das umfangreiche Kapitel der Anmerkungen, wo erklärenden Informationen und Hintergründe den Schlüssel zum Text liefern. In einem umfassenden Nachwort wird Walahfried Strabos Text in den geschichtlichen Zusammenhang gestellt. Somit handelt es sich nicht lediglich um eine Übersetzung sondern um eine gelungene Aufarbeitung des „Lehrgedichts über den Gartenbau“.
Redakteure und Autoren von Gartenbüchern und -zeitschriften sei geraten, sich des Hortulus‘ noch einmal lesend zu vergegenwärtigen, dass viel zu erklären auch mit wenigen Zeilen möglich ist. Der Mönch Walahfried beschreibt einen lebendigen Garten voller Ehrfurcht vor der Natur. Es ist ein Hohelied auf die Arbeit, die Früchte des Gartens und Gott seinen Schöpfer.
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