Eichenrinde – ein ewiger Schutz
Eichen (Quercus)
Als der heilige Bonifatius im Jahre 723 die dem germanischen Gott Thor geweihte Eiche nahe Geismar fällen ließ, setzte er mit diesem brachialen Akt ein Fanal der siegreichen Christianisierung des Frankenlandes. Die grosse Bewunderung, die die Eiche im germanischen Altertum genoss, ist für die knorrigen und kraftvollen Bäume nach wie vor ungebrochen. Im kulturellen Bezug steht sie oft für die Symbolik der Ewigkeit. Sie kann durchaus ein Alter erreichen, das 30 und mehr Generationen überdauert. Ehrfürchtig bestaunen wir Eichen, deren Alter oft mehrere hundert Jahre zählen. Sie haben den geschichtlichen Entwicklungen getrotzt, das Land blühen und leiden sehen und waren dabei selbst den Unbilden der Witterung ausgesetzt. Schon als Kinder lernten wir die Gewitterregel: Eichen sollst du meiden …., noch bevor wir begriffen, dass während eines Gewitters der Aufenthalt unter Bäumen generell gefährlich ist. Die Regel geht auf eine Beobachtung zurück, dass Eichen offensichtlich mehr unter Blitzeinschlägen zu leiden haben, als andere Baumarten. Wahrscheinlich ist das einer der Gründe, warum die Germanen mit der Eiche der Gottheit Donar huldigten. Man nimmt an, dass eine der Ursachen für die Anfälligkeit für Blitzeinschläge in der Gestalt der rauen, rissigen und borkigen Rinde liegen könnte.
„Alt wie ein Baum müsste man werden …“
In unseren Breiten zählt die Eiche zur zweithäufigsten Baumart im Laubbaumbestand. Heimisch sind die Traubeneiche und die Stieleiche.
Stieleiche (Quercus robur)
Stieleichen bevorzugen feuchte und nährstoffreiche Böden. Sie sind häufig in Ufernähe oder in Auwaldbeständen zu finden. Der Höhenwuchs der Stieleichen endet im Allgemeinen im Alter von 120-200 Jahren. Sie erreicht dann Wuchshöhen von cirka 20 Metern. Ab diesem Zeitpunkt wächst der Stamm nur noch im Umfang während der gesamten Lebensdauer des Baumes. Die an den Triebenden der Äste oft büschelig auswachsenden Blätter sind haben einen sehr kurzen Stiel. Das ist das Unterscheidungskriterium zur Traubeneiche.
Stieleichen sind leicht an einem sehr kurzen Blattstiel zu erkennen.
Traubeneiche (Quercus petraea)
Die Traubeneiche wird häufig auch Steineiche genannt. Sie verträgt feuchte Untergründe nicht, ist genügsam und ist vorzugsweise in Gebirgslagen anzutreffen. Ihre Blätter sind langgestielt, woran sie am Leichtesten zu erkennen ist. Während des jungen Wachstums ist ihre Rinde reich an Gerbstoffen. Für das Gerben von Leder war sie in der Vergangenheit ein begehrter Rohstofflieferant.
Der Gerbstoffgehalt der Rinde (Quercus cortex) macht diesen Baum für die medizinische Nutzung interessant. Die Gerbstoffe der Eiche gelten als gut hautverträglich und sind daher oft das Mittel erster Wahl bei entzündlichen Hauterkrankungen und Ekzemen der Extremitäten. Als Arzneidroge wird die borkenfreie Rinde junger Zweige und Stockausschläge abgeschält und getrocknet verwendet.
Eichenrinde ist ein anerkanntes traditionelles pflanzliches Heilmittel, das bei folgenden Leiden helfen kann:
Symptomatische Behandlung leichter Durchfälle
Handelt es sich um leichte Durchfälle, kann eine Teezubereitung mit Eichenrinde Erleichterung verschaffen. Hierfür können 3 g zerkleinerte Eichenrinde mit ¼ Liter kochendem Wasser angesetzt und dreimal täglich eingenommen werden. Extrakte und Pulver auf Basis von Eichenrinde sind in Apotheken erhältlich.
Bei der Einnahme von anderen Medikamenten ist darauf zu achten, dass diese nicht gleichzeitig mit Zubereitungen aus Eichenrinde eingenommen werden. Der zeitliche Abstand zwischen der Einnahme von Eichenrindenpräparaten und anderen Medikamenten sollte eine Stunde betragen.
Die Behandlung sollten den Zeitraum von 3 Tagen nicht überschreiten. Sollten sich die Symptome verschlimmern oder eine Verschlechterung eintreten, ist das Hinzuziehen eines Arztes unbedingt erforderlich.
Behandlung von leichten Entzündungen der Haut und der Mundschleimhaut
Abkochungen mit Eichenrinde können bei leichten Entzündungen der Mundschleimhaut zu Mundspülungen verwendet werden. In 1 Liter werden 20 g Eichenrinde abgekocht und mit dem abgekühlten Sud die Mundhöhle gespült oder gegurgelt. Die Dauer eine Woche sollte die Anwendung nicht überschreiten. Bei Fortbestehen oder Verschlimmerung der Symptome ist ärztlicher Rat erforderlich.
Linderung von Juckreiz und Brennen bei Hämorrhoiden
Teil- oder Vollbäder mit Eichenrinde können bei schmerzlichen Beschwerden infolge von Hämorrhoiden Linderung verschaffen. Dem Badewasser wird die zerkleinerte Eichenrinde hinzugegeben cirka 5 g pro Liter Badewasser. Alternativ kann vorher eine Abkochung von Eichenrinde hergestellt werden, die dem Badewasser zugesetzt wird. Die Verweildauer im Wasser sollte auf keinen Fall 20 Minuten überschreiten. Mehrmalige Spülungen oder Umschläge am Tag können das Bad ersetzen.
Die Monografie der EMA/HMPC für die Eichenrinde ist unter nachfolgendem Link hinterlegt und kann abgerufen und eingesehen werden: Monografie Eichenrinde
Nicht geeignet sind Bäder mit Eichenrinde bei offenen Wunden, Haut- und Schleimhautverletzungen sowie Infektionen der Haut und Schleimhäute! Sollten während der Behandlung rektale Blutungen auftreten ist ein Arzt hinzuzuziehen.
Inhaltsstoffe:
Gerbstoffe, Flavonole, Querzetin
Wirkung:
adstingierend, virustatisch
Gegenanzeigen:
Eichenrinde ist kein geeignetes Arzneimittel zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen im Alter unter 18 Jahren.
Die Anwendung heißer Bäder sollte bei fieberhaften oder infektiösen Erkrankungen, bei Herzinsuffizienz sowie bei Hypertonie unterlassen werden und ausschließlich auf ärztliches Anraten erfolgen.