Gold, Weihrauch, Myrrhe – die Geschenke der drei Weisen
Der Besuch der drei Weisen an der Krippe des neugeborenen Jesus ist eine bemerkenswerte Geschichte. Zu einem verweist sie auf die bevorstehende Mordwelle, die von Herodes angewiesen wurde. Zum anderen ist es die zweite Anerkennung Jesus durch Menschen nach den Hirten von Betlehem. Das Beachtliche, was auch im gesellschaftlichen Bewusstsein verankert ist, stellt die Huldigung des Kindes mit Präziosen dar, die zudem auch einen ganz praktischen Sinn hatten. Wie vieles aus der Schrift vielsichtig gedeutet werden kann, so bieten die Geschenke der drei Weisen auch Raum für Interpretationen.
Eine Apanage für den Weg nach Ägypten?
Gold wurde zu dieser Zeit mit Weihrauch aufgewogen, Weihrauch mit Myrrhe. Es waren äusserst wertvolle Geschenke, die eines Königs äusserst würdig waren. Für die bevorstehende Flucht nach Ägypten könnten sie durchaus für Maria und Joseph als Zahlungsmittel eine Rolle gespielt haben. Gold das Edelmetall, war von jeher als Zahlungsmittel anerkannt und akzeptiert. Myrrhe und Weihrauch waren Luxusgüter, die über Handelswege aus dem Orient herbeigeschafft wurden. Sie waren wichtige Handelsgüter und im damaligen Marktgeschehen willkommene Tauschgüter. Somit könnten die drei Weisen logischerweise mit ihrem Geschenken die materielle Grundlage für die Flucht nach Ägyten geschaffen haben. Zuweilen werden die drei Weisen auch als Könige bezeichnet, obwohl es in der Schrift keinen Hinweis darauf gibt. Das hätte dann aber schon eine politische Dimension.
Geschenke als symbolische Heilsbringer?
Die Verbindung Gold, Weihrauch und Myrrhe wird in der alten Heilkunde oft als Allegorie für Licht, Stärke und Hoffnung fürs Leben beschrieben.
Mit der Einführung des Periodensystems im 19. Jahrhunder wurde das Edelmetall Gold als eigenständiges Element anerkannt. Bis dahin mühten sich reihenweise Alchimisten und Quacksalber in der Hestellung des Metalls mit zum Teil recht zweifelhaften Zutaten. Das Edelmetall Gold war nicht nur ein begehrtes Zahlungsmittel und ein unentbehrlicher Rohstoff für die Schmuckherstellung. In der Heilkunde findet Gold bis heute immer wieder Verwendung. Und das, obwohl die Beweise für die Heilkraft mehr als dürftig sind. Die Bewunderung für das gelbrötlich glänzende Metall beschrieb Hildegard von Bingen so: „… wenn die gute Wirkkraft des Goldes an der Sonne aktiviert wird, lebt das Gold, das ja vom Feuer stammt …“
Als Heilmittel war die Myrrhe bereits im Altertum bekannt. In allererster Linie fördert sie die Wundheilung. Ihre Inhaltsstoffe wirken desinfizierend, schmerzstillend und entzündungshemmend. Heute wird sie vorwiegend für den Mund- und Rachenraum als Tinktur angewendet. Bisher unbestätigt geblieben ist ihre Wirksamkeit bei inneren Beschwerden z. B. Problemen mit dem Darm, der Leber und anderen Verdauungsorganen. Als tonisierendes Salböl leisteten die Aromen ihrer ätherischen Öle schon immer gute Dienste.
Für das Beräuchern heiliger Zeremonien ist das Weihrauchharz mit seinem würzigen, betörenden Duft stets eine willkommene Ingredienz. Die sinnbildliche Bedeutung des Weihrauches ist heilbringend. Erst im späteren Verständnis der christlichen Gemeinden wird sie als Zeichen des heiligen Geistes gewürdigt. In der Heilkunde wird dem Weihrauch in verschiedenen Kulturen übereinstimmend eine Wirksamkeit gegen rheumatische und athritische Erkrankungen nachgesagt. Aktuelle Studien lassen vermuten, dass an diesen traditionell überbrachten Indikationen ein Potenzial für die Anwendung bei entzündlichen Gelenk- und Darm-Erkrankungen vorhanden sein könnte.
Caspar, Melchior und Balthasar erinnern uns noch heute!
Die Gaben der drei Weisen aus dem Morgenland waren äusserst wertvolle Geschenke für die mittellose Jesusfamilie. Damit waren sie für das Fortkommen und die eventuellen Widrigkeiten auf dem Weg gewappnet. Am 6. Januar begehen wir den traditionellen Dreikönigstag. In Italien nennt man den Feiertag Epiphanias, an dem die Kinder beschenkt werden.