Hier macht sich der Berliner Luft
Der botanische Garten in Berlin
Die deutsche Hauptstadt Berlin hat nur zwei schöne Jahreszeiten: den Frühling mit den wunderschönen blühenden Alleen und den milden Herbst. Die Winter sind endlos grau und kalt. Im Sommer verwandelt sich die Stadt in einen glühenden Brutkasten, in dem kühlere Luftströme rar sind. Doch bietet die Stadt grüne Oasen, die zum Entdecken und Verweilen einladen. Für manchen Berliner ist der Botanische Garten, zwischen Steglitz und Dahlem gelegen, ein Lieblingsplatz.
Ein Wahrzeichen unter den Wahrzeichen.
Auf dem parkähnlich angelegten Gelände der Freien Universität Berlin werkeln in den heißen Sommertagen strohbehütete Sisyphos‘, die unermüdlich die wertvollen Pflanzen wässern, hegen und pflegen. Spricht man sie an, bekommt jeder, der es will, hilfreiche Erklärungen und auch Hinweise zu im Park lebenden Vogelarten. Der botanische Garten ist ein gepflanztes Lehrbuch mit mehr als 20.000 Pflanzenarten. Preußisch sorgfältig sind die Pflanzen gut leserlich ausgeschildert mit ihren lateinischen und deutschen Namen. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen die im Jugendstil erbauten Gewächshäuser mit tropischen und subtropischen Pflanzen. Beeindruckende Alleen mit Palmen säumen den Komplex.
Fremdes im eigenen Garten.
Zahlreiche Bänke bieten lauschige Plätze zum Rasten, Verweilen, Entspannen und Erholen. Pavillons spenden Schatten und Schutz. Ein Spaziergang über die 43 Hektar große Fläche kann anstrengen, denn es gibt wirklich viel zu entdecken. Der Garten ist angelegt wie ein großes begehbares Pflanzenlexikon zum Teil als Landschaftsgärten mit majestätischen Baumbestand. Seen, Wiesen sind eingebettet in eine hügelige Landschaft. Ein Duft und Tastgarten lädt zum Berühren und Erfahren von Kräutern, Gräsern, Blumen und Pflanzen ein. Für manchen Besucher wird der Kräutergarten zur Offenbarung. Geläufige Bezeichnungen und Kräuternamen erhalten plötzlich ein grünes und zuweilen blühendes Gesicht. Verblüfft reagieren Besucher auf den tatsächlichen natürlichen Geruch, Geschmack und das Aussehen der Pflänzlein. Sachkundige Führungen lassen Interessierten die Welt der Aromen und Gewürze erfahrbar werden.
Im Nordwesten des Areals befindet sich der sicherlich interessanteste Teil der Anlage – der Arzneipflanzengarten. Er ist Anziehungspunkt für Studiengruppen, Schulklassen, Heilpflanzenenthusiasten und allen anderen Neugierigen. Auf einer ausgedehnten Fläche werden in Felder nach Anwendungsgebieten die geläufigen Heilpflanzen und -kräuter präsentiert. Mit Liebe, Herz und viel Sachverstand wurde die Anlage konzipiert. Alle Pflanzen und Beete sind durch Wege oder Pfade erreichbar. Jeder Pflanze kann man ungestört aus der Nähe betrachten, studieren und fotografieren. Die sehr gute Ausschilderung und Beschriftung erleichtert das Studieren.
Die südlich des Arzneipflanzengartens anschließende Fläche bildet faktisch eine Erweiterung. Unprätentiös aufgereiht in rechteckigen Beeten wachsen dort die botanischen Schätze des Arzneipflanzengartens. Von Mönchspfeffer bis Wolfstrapp unterteilt nach Pflanzenarten und -gattungen sind selbst Raritäten in den Beeten auffindbar. Für die Studenten aus den Fachbereichen Biologie, Botanik und Pharmazie bietet sich eine einmalige und umfassende Möglichkeit der praktischen Erfahrung. Umso schöner, dass sie auch für die Allgemeinheit zugänglich ist.
Berliner Colorit mit den typischen Gaslaternen der Stadt.
Vor mehr als 120 Jahren wurde der Botanische Garten zu Berlin konzipiert. Zur großen Touristenattraktion hat er sich nicht etabliert, was bei der Vielzahl Berliner Attraktionen schwierig sein dürfte. Ein Magnet ist er allemal für die grünliebenden Berliner und seine botanisch interessierten Besucher. Sogar einen eigenen Bahnhof, oder genauer gesagt eine naheliegende S-Bahnstation besitzt er. Die 5 Minuten Fußweg von der Bahnstation bis zum Eingang des Gartens sind keine wirkliche Entfernung bei der enormen Größe der Stadt.
Der Zutritt zum Botanischen Garten ist kostenpflichtig. Die Eintrittspreise unterscheiden sich für Erwachsene und Ermässigungsberechtigte. Das ist ein kleiner Beitrag zur Erhaltung eines grossartigen Gartens und wunderschönen Parks, welcher der Stadt und den Menschen, die darin leben so viel gibt.