Jardin Botanique Édouard-Marie Heckel
Ein sehenswerter Fluchtpunkt für alle, denen Hitze und Hektik bei ihrem Marseille-Besuch zu viel wird, ist der Botanische Garten der Stadt am Rande des Parc Borèly. Im Trubel der Grossstadt und der Vielzahl an Sehenswürdigkeiten konkurriert er ganz dezent um die Aufmerksamkeit der endlosen Touristenströme. Der Eintritt ist kostenfrei. Das Procedere zum Zutritt ist unübersichtlich. Widersprüchliche Angaben finden sich auf den Informationsseiten. Schlussendlich wird sicherlich der freundliche Pförtner dem interessierten Besucher das grosse eiserne Tor zum Eingang des Gartens freigeben.
Gleich rechts hinter dem Eingang befindet sich der Zugang zum Garten mit den Heilpflanzen. Ein wenig abgeschirmt ist er von den Wegen mit einer Pergola. Im Zentrum der Heilpflanzenbeete befindet sich ein bepflanzter Brunnen als Reminiszenz an die Hochzeit der Kräuter – das Mittelalter. Thematisch unterteilt nach ihrer heilenden Wirkung präsentieren sich die Heilpflanzen in einzelnen Rabatten: Verdauung, Haut, Nervensystem … Dem Besucher begegnen die alten Bekannten. Es sind die Pflanzen, die noch heute in der Volksmedizin oder durch die pharmazeutischen Industrie Verwendung finden. Kleine schwarze Schiefertafeln mit den lateinischen Bezeichnungen geben dem Betrachter Orientierung. Ursprünglich wollte man das Konzept beibehalten, die Pflanzen in ihren Familien gruppiert zu präsentieren – entsprechend der Klassifikation nach Linnè. Mit den Renovierungsarbeiten um die Jahrtausendwende wurde die Idee nicht weiter verfolgt. Übrig geblieben sind die Benennungen der Pflanzen entsprechend der Systematik nach Carl von Linné.
Das wichtigste während heisser Sommertage ist Schatten. Den spenden die grossen Bäume und weit ausladenden Veranden und Pergolas reichlich. Im Kontrast zum belebten Parc Borély ist der Botanische Garten eine Oase der Ruhe und Entspannung. Bummeln, Verweilen, Plaudern und Entdecken ist in aller Ruhe möglich. In seiner Kompaktheit ist der Garten für den Fremden ziemlich unübersichtlich. Ein kleiner Plan, den man beim Betreten der Anlage ausgehändigt bekommt, hilft bei der Orientierung auf den Wegen zwischen Palmetum, dem Jardin des plantes succulentes und den Plantes de Chine.
Den Stadtkindern und Stadtmenschen ist das Potager – der Gemüsegarten -gewidmet. Die Sammlung landwirtschaftlich genutzter Pflanzen veranschaulicht eindrücklich, woher unsere Nahrung kommt. Dabei handelt es sich nicht um eine Aufzählung bekannter Pflanzen, Kulturen und Gewächse. Auch Raritäten und regionale Besonderheiten finden sich in den Pflanzungen des sogenannten provenzalischen Gemüsegartens. Das ist ganz im Sinne der Gartenverwaltung, die ihren Jardin Botanique als „lebendiges Museum“ verstanden wissen will.
Die Geschichte des Botanischen Gartens geht auf eine Gründung von König René im 15. Jahrhundert zurück. Der Arzt und Botaniker Édouard-Marie Heckel wurde im Jahre 1885 zum Direktor des Botanischen Gartens von Marseille ernannt. Zu seinen Verdiensten zählen neben der Erweiterung des Geländes zahlreiche Studien zur Akklimatisierung exotischer Pflanzen, was für die Entwicklung der botanischen Gärten in Europa von grosser Bedeutung war. Aus reinen Privat- oder Lehrgärten wurden im 19. Jahrhundert „Pflanzengärten“ für die breite Öffentlichkeit, die ein zunehmendes Interesse an Exoten aus fernen Ländern und Kontinenten entwickelte. Ihm zu Ehren trägt der botanische Garten heute seinen Namen: Jardin Botanique Édouard-Marie Heckel.
Anfahrt und Internet-Adresse:
https://www.marseille.fr/environnement/jardin-botanique
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