Nachmittäglicher Gartenspaziergang mit Bruder Laurentius
Der Himmel meinte es nicht gut. Oder doch? Jedenfalls hätte das Wetter an diesem Julinachmittag besser sein können, als die Münsteraner Kapuziner zum Rundgang durch ihren Klostergarten einluden. Die Sonne war schon ins Wochenende gegangen und liess sich durch fette graue Wolken vertreten. Wider Erwarten hielten die sich mit dem Regen zurück. Wer keinen Regenschirm dabei hatte, lief auch nicht Gefahr, von lustigen Böen hin und her geschubst zu werden. Echte Gartenfreunde lassen sich durch witterungsbedingte Kapriolen nicht aufhalten. Dementsprechend wohlgestimmt folgte die kleine Karawane Bruder Laurentius durch den Garten.

Vielfalt heisst die Zukunft!
Kaum ein andere christliche Ordensgemeinschaft steht für Wandel und Veränderung wie die Kapuziner. Ist bei anderen die Stabilitas ein tragendes Element ihrer Gemeinschaft, die Kapuziner sind immer in Bewegung. Irgendwann legen sie einen Garten an und ziehen weiter. Das könnte fast ein Sinnbild für ihr Wirken sein. Es liegt an den Menschen vor Ort, diesen Garten am Blühen zu halten und die Verantwortung für sein Gedeihen zu übernehmen. So oder ganz ähnlich geht es dem Klostergarten in Münster. In aller erster Linie ist es ein Ort der Ruhe und der Stille, der auch weiterhin zur Besinnung einladen soll. Sie träumen von einem kleine Paradies, das ohne Fremddünger und Schädlingsbekämpfungsmittel auskommt, die Gemeinschaft vor Ort und seine Gäste nährt. Für das gute Auskommen der Pflanzen untereinander setzen sie auf das Prinzip Vielfalt. Dementsprechend stolz verkündet Bruder Laurentius: „Schauen Sie doch einmal, wieviel unterschiedliche Sorten Minze und Salbei wir haben!“



Eine gärtnerische Lust an der Vielzahl von Sorten steht dabei als Motiv nicht im Vordergrund. Vielmehr geht es darum, dass mit der Vielfalt Lebensräume für Pflanzen, Tiere und Insekten erhalten und geschaffen werden, die sich gegenseitig ergänzen. Es ist ein durch und durch ökologisches Prinzip, das wohl kaum passender für ein Orden sein könnte, der sich dem verantwortungsvollen Umgang mit Schöpfung verschrieben hat. Vielfalt heisst in Münster auch eine Vielfältigkeit in der Organisation der Gartenfläche. Von der Streuobstwiese, Wildwiese, Gemüse- und Kräuterbeeten bis zum hohen Baumbestand ist fast alles auf dem rund 1,5 Hektar grossen Areal ringsum das Klostergebäude vertreten. Die Kräuterecke kann sich sehen lassen. Hummeln und Bienen wissen, wo das beste Futter wächst, und der Brunnen steht, an dem sie sich laben.




Lebenserfahrung und tiefe Wurzeln einer bäuerlichen Familientradition schwingen mit, wenn Bruder Laurentius über die Pflanzen, Tiere und Bäume im Garten spricht. Er kennt die Geschichten, die Hausmittelchen und Rezepte. Sein Humor wirkt ansteckend, wenn er über seine Erfahrungen und die der Brüder mit den Aroniabeeren teilt. Irgendwann hiess es Abschiednehmen vom Garten und von Bruder Laurentius. E war Zeit für die Vesper, das Abendgebet. Sie beschliesst den Tag. Wer will kann den Garten auch alleine erkunden. Er steht allen offen, die einfach ihre Ruhe haben, Blumen gucken oder im Schatten hoher Bäume bummeln wollen.
Anfahrt und Internet-Adresse:
http://www.kapuzinerklostergarten.de
If you see this after your page is loaded completely, leafletJS files are missing.