Garten der Bibelpflanzen im Kloster Stift St. Marienthal
Dass ihre Klostergründung einmal ganz abgelegen am äussersten Ende, an der Landesgrenze liegen würde, ist eine Crux der Geschichte. „Sie wollen doch nach Sankt Marienthal, was sich direkt an der Grenze zu Polen befindet?“ Die telefonische Nachfrage bei der Zimmerreservierung sollte eine mögliche Verwechslungen zwischen dem sächsischen Frauenkloster Sankt Marienthal in der Oberlausitz und ähnlich lautenden, wie dem hessischen Wallfahrtsort und Franziskaner-Kloster Mariental, ausschliessen. Jawohl, nach Osten an den Oberlauf des Grenzflusses Neiße sollte die Reise gehen!

Entspannte Grenz-Erfahrungen
Den Fluten und den Zeiten zum Trotz
Nah am Wasser gebaut haben die Gründer des ältesten Zisterzienserinnenklosters. Sie siedelten es vor fast 800 Jahren im Talgrund des Flüsschen Neiße an. Mehrfach zu spüren bekamen das die Bewohnerinnen von Sankt Marienthal im Laufe der Geschichte ihres Klosters. Nicht selten bekamen sie deshalb feuchte Füsse, besonders wenn die Folgen von Überflutungen den Fortbestand ihres Klosters bedrohten. In lebhafter Erinnerung geblieben ist das das dramatische Hochwasser von 2010. Die Spuren sind alle beseitigt. Das Kloster Sankt Marienthal strahlt. So aberwitzig es scheinen mag, Sankt Marienthal hat sich im Laufe der Jahrhunderte seit seiner Gründung im Jahre 1234 trotz zerstörerischer Naturgewalten, Feuersbrünste, kriegerischer Gräuel, politischer Unruhen und Umwälzungen, seine Strahlkraft und sein barockes Leuchten im hintersten Winkel des Dreiländerecks zwischen Polen, Sachsen und Tschechien stets bewahrt. Besonders zu grauen DDR-Zeiten wirkte das Charisma des Frauenklosters für viele, besonders für die Katholiken und die sorbische Bevölkerung identitätsstiftend in dem so evangelisch geprägten Landstrich eines dem christlichen Glauben abgewandten Landes.



Böhmischer Barock statt Zisterzienser-Architektur
Sankt Marienthal ist nicht die erste Station, die zum Thema Klostergärten einen in den Sinn kommt. Für seine Gärten ist das Zisterzienserinnenkloster am Rande des Zittauer Gebirges nicht bekannt. Die typischen jedem Kloster zugehörigen Nutzgärten sind heute zum Teil fremdgenutzt, einer anderen Verwendung gewidmet, oder liegen zum Teil nicht mehr auf deutschem Staatsgebiet. Die dahin verbindende Brücke existiert nicht mehr. Sie wurde mehrfach das Opfer kriegerischer Auseinandersetzungen oder zerstörerischer Fluten. Mit der Schaffung eines Gartens der Bibelpflanzen wollte man der idealen Form des Klostergartens entsprechen.







Ein Platz für Träumerinnen und Träumer
Wie so manches, was in den Jahren des Umbruchs gross gedacht wurde, fällt vieles nun wieder langsam in seinen Urzustand zurück. Die Landschaft der Lausitz ist geprägt von den Spuren missglückter Glücksritterzüge, verblasster Hoffnungen, geplatzter Träume, enttäuschter Hoffnungen und nicht gehaltener Versprechen. Sie verbergen sich allzu oft hinter wucherndem Gras und den frischen Trieben junger Bäume. Sie treten zurück hinter die Errungenschaften der Moderne und des Bewährten, was die Jahrhunderte überdauerte. Ganz ähnlich ist es dem Bibelgarten ergangen. Einst von fleissigen Händen geschaffen, denen die Arbeit abhanden gekommen war, erzählt er heute keine biblischen Geschichten mehr. Vom wohlüberlegten Konzept, das den Erbauern mit sinnvoller Beschäftigung den Lebenssinn erhalten sollte, ist ein ruhiger verträumter grüner Platz in historischer Kulisse übriggeblieben. Es gab ja auch ganz andere Sorgen in all den Jahren, als Pflänzchen an den richtigen Platz zu verfrachten, und Unkräuter aus den Wegen zu räumen. So ein Gärtchen braucht Hege, Arbeit und Pflege. Was aber tun, wenn die Hände mit ganz anderen, wichtigeren Dingen beschäftigt sind? Wenn das Haus, das Dach und die Grundmauern alle Kräfte benötigen um gegen Unwetter zu bestehen und dessen Folgen zu beseitigen? Da wächst dann kein Dill, wo er soll. Auch der Alant lässt sich nicht blicken. Kecke Wurzeln schieben Triebe, wo kein Gärtner sie haben will. Was tun, wenn des Gärtners Hände fehlen? Vielleicht finden sich die grünen Daumen wieder in dem schönen Gärtchen mit seinen quadratischen Wasserbassins ein und vollenden den einst geträumten Traum.





Anfahrt und Internet-Adresse:
http://www.kloster-marienthal.de
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