Kräuter fürs Lächeln
Wie Heilpflanzen zur Zahngesundheit beitragen
Zahnpasten und Mundspülwässer auf Kräuterbasis versprechen vor allen eines: sie wirken auf natürlicher Basis. Inwiefern die pflanzlichen Komponenten in Zahnpflegeprodukten den chemischen überlegen sind und ob sie tatsächlich Vorteile bieten, ist immer wieder Gegenstand zum Teil unsachlicher Auseinandersetzungen. In der Diskussion um die Vor- und Nachteile von pflanzlichen und chemischer Inhaltsstoffen in Mitteln zur Zahnpflege, wird häufig das Wichtigste ausser acht gelassen. Eine gute Mundhygiene verhindert Erkrankungen!
Melisse-Salbei-Mundspülung
Rezept für eine Mundspülung wenn das Zahnfleisch schmerzt, strapaziert und schmerzhaft ist:
- Salbeiblätter
- Kamillenblüten
- Ringelblumenblüten
- Odermennigkraut
- Melissenblätter
Alle Kräuter werden zu gleichen Teilen (jeweils ein Teelöffel) miteinander vermengt. 2-3 Teelöffel der Kräutermischung werden mit kochendem Wasser überbrüht. Nach Abkühlen ist sie gebrauchsfertig.
Beim Kaltansatz werden 2-3 Teelöffel in einem halben Liter kalten Wassers am Abend übergossen und kann bereits am nächsten Morgen genutzt werden.
Empfohlen wird das mehrmalige Spülen und Gurgeln am Tag. Die Munspülung sollte dabei lauwarm sein!
Zahn um Zahn
Die Furcht vor einem Zahnarztbesuch gründet in der Regel auf der Erwartung einer unangenehmen Kariesbehandlung. Dabei ist die Gesunderhaltung des Zahnfleisches ebenso wichtig wie die der Zähne selbst. Schmerzen, Blutungen und Entzündungen des Zahnfleisches künden meist davon, dass etwas nicht in Ordnung ist. Die Fachbegriffe Gingivitis und Paradontitis klingen für den Laien recht gefährlich. Für Menschen mit Defekten des Immunsystems, Diabetes, bestehenden Vorerkrankungen des Herzens und der Nieren sind sie es auch. Bakterielle Beläge, Plaques und Zahnstein bewirken erst einen Rückgang des Zahnfleisches und später dann die Lockerung der Zähne mit deren Verlust. Fatal wirkt die Verschleppung von Erregern aus dem Mundraum in die Blutgefässe und den Verdauungstrakt. In den meisten Fällen ist eine mangelnde Mundhygiene der Auslöser.
Wer putzt gewinnt!
Beim Zähneputzen steht weniger die Frage im Raum, ob mit natürlichen pflanzlichen Wirkstoffen oder den Putzmitteln der Chemie. Wichtig ist, dass Speisereste nicht in der Mundhöhle verbleiben und die Schleimhäute sauber und intakt gehalten werden. Eine gute Bürste und Wasser sind die Basics. Wenig sinnvoll sind Anwendungen von desinfizierenden Lösungen und Mitteln, wenn kein Grund dafür vorliegt. Daher ist die oft an den Haaren herbeigezogene Diskussion um Chlorhexanid in der Zahnpflege obsolet. Damit rücken die altbekannten Heilpflanzen in den Fokus. Sie schmecken nicht nur besser, sondern wirken zudem oft in der Kombination ihrer Inhaltsstoffe antibakteriell, antioxidativ und entzündungshemmend.
Pfefferminze nur bei Mundgeruch?
Mit Pfefferminz ein Prinz?
Die gute alte Pfefferminze ist der Klassiker in der Zahnpflege. Für Diskussionsstoff sorgte die letzten Jahre ein ätherisches Öl der Pfefferminze – das Menthol. Es bringt den frischen Geruch und Geschmack. Weshalb sich die Abneigung gegen Menthol durchsetzen konnte, liegt vielleicht in der Innvoationsfreudigkeit einiger alternativer Pharmafirmen begründet, die ihre Umsätze mit mentholfreien Produkten in ihren Angebotspaletten aufpeppen. Was als ungefährlich gilt, lässt sich leichter an ängstliche Menschen verkaufen. Immerhin ist es gut dokumentiert, dass die ätherischen Öle der verschiedenen Mentha-Arten über antimikrobielle, entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften verfügen und durchaus vorbeugend gegen Parodontalerkrankungen wirken können.
Kamille ist leicht zu haben!
Kamille, eine Alleskönnerin!
Kamillenblüten (Matricaria chamomilla) sind die Klassiker bei allen entzündlichen Prozessen. Ihr Einsatzspektrum ist fast schon universell. Leider begrenzt sich die Anwendbarkeit der Kamille aufgrund einer zunehmenden Sensibilisierung gegenüber Korbblütlern. Wer an einer Pollenallergie leidet, sollte im Umgang mit Kamille Vorsicht walten lassen. Alle anderen können von der Wirkung ihrer Inhaltsstoffe profitieren. Erwiesenermassen hindern die ätherischen Öle von Kamillenblüten Biofilme an ihrer Ausbreitung. Bei allen kleineren oder grösseren Entzündungen im Mund- und Rachenraum lohnt sich das Gurgeln und Spülen mit dem guten alten Kamillenblütentee.
Salbei ist hilfreich zu jeder Zeit!
Salbei, wenig geliebt und häufig genutzt.
Einer der wirklichen pflanzlichen Ersthelfer ist der Echte Salbei (Salvia officinalis). Bevor die grossen Geschosse aufgefahren werden, muss erst einmal der Salbei ran. Tatsächlich beschränkt sich seine Wirksamkeit nicht auf die schweissreduzierenende Wirkung seiner Blätter. So vielfältig wie die Inhaltsstoffe des Salbeis ist auch die Wirkung seiner Blätter. Es sind Flavonoide und ihre Glykoside, insbesondere Rosmarinsäure, Ellagsäure und Luteolin-7-glucosid. Daneben enthält er Terpene und Terpenoide, Bornylazetat, Camphen, Campher, Humulen, Limonen und Ursolsäure. Wen wundert’s, wenn Salbeiblätter eine entzündungshemmende Wirkung haben, die bei der äusserlichen Behandlung von Entzündungen hilfreich ist. Laut einer klinischen Studie sank bei Anwendungen mit Salbei-Mundspülungen sogar die Anzahl der Karies verursachenden Erreger im Zahnbelag, den es ja durch Putzen zu minimieren gilt.
Calmus liebt es feucht!
Calmus bleibt im Dunklen
Rätselhaft ist die gesamte Pflanze. Die aromatischen Bestandteile seiner Wurzeln haben erinnern uns immer wieder an ihn, wenn wir doch zum Magenlikör greifen. Der Kalmus (Acorus calamus) ist in unseren Breiten eine fast schon rätselhafte Pflanze. Er wächst im Sumpf und seine Blüten sind so imposant wie die Phantasie anregend. Die nordamerikanischen Ureinwohner sollen die Wurzeln des Kalmus traditionell als Betäubungsmittel (Anästhetikum) bei Zahnschmerzen und zur Linderung von Kopfschmerzen genutzt haben. Die wichtigste bioaktive Verbindung der Kalmuswurzel soll das geschmackbildende Acorenon sein. Das Eugenol ist für die seine antibakteriellen Eigenschaften bekannt. Die betäubende Wirkung wird dem α- und β-Asaron zugeschrieben, welche allerdings krebserregend sind und daher die Verwendung von Kalmuswurzel limitieren.
Nelken sind würzige Blüten!
Nelken mit dem Wunderstoff
Wenn der Geschmack der Gewürznelken an Weihnachten assoziiert werden, dann überwiegen die positiven Erinnerungen an die Begegnungen mit dem Inhaltsstoff Eugenol. Das Öl der Gewwürznelke ist nicht aus den Praxen der Zahnärzte wegzudenken. Allerdings stehen bei der Verwendung weniger seine antibakteriellen, schmerzstillenden und entzündungshemmenden Eigenschaften im Vordergrund. Es ist vielmehr ein guter Hilfsstoff für die Herstellung von provisorischen Füllungen und zahnmedizinischer Verbände. Wen Zahnschmerzen oder Entzündungen des Zahnfleisches quälen, sollte sich eine trockene Gewürznelke in die Wangentasche schieben. Durch das Anfeuchten mit dem Speichel wird das Eugenol freigesetzt, was vor Ort nebenwirkungsfrei am Zahnfleisch wirkt. Zumindest fürs Erste kann das Linderung verschaffen.
Melisse-Tormentill-Mundspülung
Rezept für eine Mundspülung nach schmerzhaften Eingriffen
- Kamillenblüten
- Eichenrinde
- Blutwurz-Wurzel
- Salbeiblätter
- Ringelblumenblüten
Die Pflanzenbestandteile werden zu gleichen Teilen (jeweils ein Teelöffel) miteinander vermengt. Ausreichend sind 2-3 Teelöffel der Kräutermischung für einen halben Liter Ansatz. Die Kräuter werden mit kochendem Wasser überbrüht. Nach Abkühlen ist die Mundspülung gebrauchsfertig.
Wer putzt, gewinnt!
Die immunbedingte Entzündung der Mundschleimhaut und des Zahnfleisches, Gingivitis und Parodontitis, ist eine Reaktion auf die chronische Anwesenheit von Plaquebakterien in der Mundhöhle, die schädliche Faktoren wie Chemotoxine produzieren. Ziel einer effektiven Mundhygiene sollte nicht die einhundertprozentige Keimfreiheit der Mundhöhle sein! Es geht vielmehr darum, dass wir für unser Wohlbefinden eine gesunde Mundflora brauchen. Das heisst, es besteht ein ausgeglichenes Verhältnis an Mikro-Organismen, die unser Körper für die Aufrechterhaltung der alltäglichen Funktionen benötigt. Das erreichen wir an ehesten mit regelmässigem Putzen der Zähne, Ausspülen und Befeuchten des Mundinnenraums. Die Verwendung pflanzlicher Extrakte und Spülungen kann dazu beitragen und eine wertvolle Ergänzung sein.
Quellen:
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Fintelmann, Weiss, Kuchta; Lehrbuch Phytotherapie; Karl F. Haug Verlag Stuttgart 2017
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Wagner, N.; Heilende Mundspülungen, Hans-Nietsch-Verlag, Roßdorf, 2019.
phytotherapie.at 2/2024, Die Zeitschrift der Österreichischen Gesellschaft für Phytotherapie: Jahrgang 18/Heft 2/April2024: Rezepte für Mundspülungen