Kürbis – kugelrund und kerngesund
Irgendwann leuchten die Früchte des Kürbis (Cucurbita) gelb oder orange durch das grüne bodendeckende Laub seiner weitverzweigten Blätter. Was als kleines Pflänzchen in einer entlegenen Ecke, häufig der Komposthaufen, seinen Anfang nahm, treibt nun riesige Früchte. Meistens sind sie rund. Sie können aber auch andere Formen annehmen wie z.B. der Flaschenkürbis.
„Auch der Kürbis wächst aus unscheinbarem Samenkorn hochtrabend empor, wirft mit schildförmigen Blättern riesige Schatten und entsendet Ranken aus zahlreichen Zweigen.“
WALAFRID STRABO; DE CULTURA HORTUM
Vielfältige Zuchtformen bestimmen den Geschmack, das Aussehen und die Verwendung der dicken fleischigen Früchte mit der harten Schale. Während Walafried in seinem Gartenbuch den Flaschenkürbis beschreibt und ihn als vortreffliches Kompott preist, eignen sich die modernen Zuchtformen vor allem als Gemüse.
Kerne mit Geschmack für Köchinnen und Köche
Besonders in der Steiermark wird das Kerngehäuse des Steirischen Ölkürbis (Cucurbita pepo var. styriaca) geschätzt. Die ölhaltigen Kürbiskerne werden vom Fruchtfleisch befreit, getrocknet, geröstet, gemahlen und gepresst. Auf diesem Wege wird das grünliche, würzig nussig schmeckende steirische Kürbiskernöl gewonnen. Eine ganz besondere Note verleiht das Kürbiskernöl beim Abschmecken von Salaten und Gemüsen. Beliebt ist es als Vinaigrette zu grünem Spargel.
Kerne mit Wirkung für Kerle
In den südöstlichen Gefilden bspw. in den Balkan-Ländern ist es nicht unüblich, geröstete Kürbiskerne als Snack zwischendurch zu knabbern. Die harten Schalen der Kerne werden dabei geschickt mit der Zunge zwischen den Zähnen platziert und geknackt, und die Spelzen ausgespuckt. Das ist eine vornehmlich männliche Domäne und hat ganz nebenbei eine prophylaktische Wirkung.
Die benigne Prostatahyperplasie ist eine typische Männerkrankheit. Mit zunehmenden Mannesalter kommt es auch zu einem weiteren Wachstum der Prostata. Weil es sich um gutartige Zellen handelt, spricht man auch von einem benignen Zellwachstum. Man rechnet damit, dass rund die Hälfte aller Männer ab dem 50. Lebensjahr davon betroffen sind. Das Wachstum der gutartigen Zellen ist an sich nicht problematisch, aber die vergrösserte Prostata drückt die Harnröhre ab. Das hat negative Folgen für die Blase, die sich nicht vollständig entleeren kann. Meist äussert sich das durch störendes Tröpfeln beim oder nach dem Wasserlassen mit unangenehmen Harnverhalt, oder der viel geschmähten „Mädchenblase“ – mehrmaliges Wasserlassen auch nachts. Kann die Harnblase sich nicht richtig entleeren, bietet der Restharn einen idealen Nährboden für mögliche Infektionen oder der Bildung von Harnsteinen und staut zudem die empfindlichen Nieren.
Bei der Anwendung von Phytotherapeutika ist die Ärtzeschaft gespalten. Die S2e-Leitlinie der Deutschen Urologen zur konservativen und medikamentösen Therapie des benignen Prostatasyndroms verweist auf eine unzureichende Studienlage bei der Behandlung mit pflanzlichen Heilmitteln. Sie spricht sich allerdings nicht dagegen aus. Was für eine Anwendung speziell von Kürbiskernen spricht, ist dass in der frühen Phase die Symptome mit guter Verträglichkeit gelindert werden können. Das entspricht weitestgehend auch der Beurteilung der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA/HMPC), die Kürbissamen als ein traditionelles pflanzliches Arzneimittel zur Symptom-Linderung bei Problemen mit den unteren Harnwegen im Zusammenhang mit einer gutartigen Prostatahyperplasie einstuft.
WICHTIG: Eine gutartige Vergrösserung der Vorsteherdrüse (Benigne Prostatahyperplasie) kann nur ein Arzt diagnostizieren!
Die pharmakologische Wirkweise ist noch nicht vollständig geklärt. Diskutiert werden unter anderem die Hemmung der Prostaglandinsynthese, eine mögliche Reduktion des sexualhormonbindenden Globulins, einem Transportprotein für Sexualhormone. Wie bei allen anderen pflanzlichen Arzneimitteln unterliegen auch die Kürbiskerne Schwankungen in der Konzentration und im Gehalt an Inhaltsstoffen, was einerseits die Beurteilung und die Dosierung erschwert. Apotheken verweisen gerne auf gesicherte Quellen (die Anbaugebiete in Ungarn) mit einem stabilen Wirkspektrum hin. Wer gerne Kürbiskerne knabbert, wird den ganz natürlichen Unterschieden und Schwankungen unterliegen. Da sich mit der Verwendung von Kürbiskernen, -ölen und -präparaten keine Kurzzeiteffekte erzielen lassen, können sich sich unter Umständen die Abweichungen über einen längeren Zeitraum ausgleichen.
Die Monografie der EMA/HMPC können Sie unter diesem Link aufrufen: Monografie Kürbis-Samen
Inhaltsstoffe:
fettes Öl, lipophile Phytosterole, Linolsäuren, Arachidonsäure, Eiweiss, Aminosäuren: Arginin, Curcurbitin, Glutaminsäure, Asparaginsäure, γ-Aminobuttersäure, α- und γ-Tocotrienol, Zink, Magnesium, Selen, Carotinoide: Lutein, Vitamin C, B-Vitamine,
Wirkung:
prostatastärkend, entzündungshemmend, antioxidativ
Gegenanzeigen:
Nicht alle Menschen mögen und vertragen Kürbiskerne.
Die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren und die Anwendung bei schwangeren Frauen werden nicht empfohlen.
Wenn sich die Beschwerden verschlimmern oder wenn Symptome wie Fieber, Krämpfe oder Blut im Urin, schmerzhaftes Wasserlassen oder Harnverhalt während der Verwendung des Arzneimittels auftreten, sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden!