Licht ins Dunkle bringt das Johanniskraut
Johanniskraut (Hypericum perforatum) ist eines der ältesten und bekanntesten pflanzlichen Stimmungsaufheller. Obwohl es sich beim Johanniskraut, um ein uraltes, erprobtes und anerkanntes mildes Antidepressivum handelt, sind die Mechanismen und die Wirkzusammenhänge nach wie vor ungeklärt. Eine Forschergruppe aus Shanghai hat den Wirkstoff Hypersoid genauer unter die Lupe genommen und Erstaunliches dabei herausgefunden. Bekanntermassen zählen Hypersoid, Hyperforin, Isoquercetin und Quercetin zu den wichtigsten Inhaltsstoffen des Johanniskrauts. Aus ihrer Sicht ist Hypersoid der wichtigste Wirkstoff des Johanniskrauts mit antidepressiver Wirkung.
Hypothese im neuen Licht
Entzündliche Prozesse als potenzielle Auslöser von Depressionen stehen in der wissenschaftlichen Diskussion um die Ursachen der Erkrankung zunehmend im Fokus. Scheinbar geben die Ergebnisse ihrer jüngst im Journal ‚Medicina’ publizierten Studie einen weiteren richtungsweisenden Anhaltspunkt dafür. Die chinesische Forschergruppe beobachtete, dass es unter der Behandlung mit Hyperosid (Wirkstoff des Johanniskrauts) bei gestressten Mäusen zur Reduktion von Entzündungsmarkern im Hippocampus (Teil des Grosshirns) bei gleichzeitiger Rückbildung depressiven Verhaltens kam. Sie interpretieren ihre Ergebnisse dahingehend, dass Hypersoid die Expression des NLRP1-Inflammasoms und die von ihm vermittelte Entzündungsreaktion wirksam reduziert, und sich dadurch das depressive Verhalten der Mäuse verbessert. Entscheidend für die Interpretation ihrer Forschungsergebnisse waren die erzielten Veränderungen von mRNA-Werten pro-inflammatorischer Zytokine wie IL-18, IL-6, TNF-α und IL-1β im Hippocampus unter der Behandlung mit Hypersoid. Zusammengenommen deuten diese Daten darauf hin, dass das Hypersoid die chronischen Stressinduktion im Hirn abschwächt.
Licht und Luft
Übrigens scheint die gute alte Kräuterschnur oder die Wäscheleine sich immer noch als beste Trocknungsmethode für frische Kräuter zu eignen. Polnische Forscherinnen untersuchten alternative Trockenmethoden anhand des Johanniskrauts wie das Trocknen mit Wärme (bspw. im Backofen) und die Verwendung von Dörrautomaten bzw. Lebensmitteltrocknern. Bei der Analyse ihrer getrockneten Proben vom Johanniskraut zeigte sich, dass sich bei höheren Temperaturen neue Verbindungen bilden, die höchstwahrscheinlich mit Zersetzungsprozessen, enzymatischen Reaktionen, Oxidation, gegenseitigen Wechselwirkungen (Maillard-Reaktion) oder thermischem Abbau zusammenhängen. Folgt man den Resultaten ihrer Forschungsarbeit, scheint die gute alte Trockenschnur immer noch das Beste fürs Johanniskraut zu sein!
Quellen:
Song A, Wu Z, Zhao W, Shi W, Cheng R, Jiang J, Ni Z, Qu H, Qiaolongbatu X, Fan G, Lou Y. The Role and Mechanism of Hyperoside against Depression-like Behavior in Mice via the NLRP1 Inflammasome. Medicina. 2022; 58(12):1749. https://doi.org/10.3390/medicina58121749
Dudek, K.; Pietryja, M.J.; Kurkiewicz, S.; Kurkiewicz, M.; Błońska-Fajfrowska, B.; Wilczyński, S.; Dzierżęga-Lęcznar, A. Influence of the Drying Method on the Volatile Component Profile of Hypericum perforatum Herb: A HS-SPME-GC/MS Study. Processes 2022, 10, 2593. https://doi.org/10.3390/pr10122593