Neue Schmerzstiller dank Efeu
Ein Inhaltsstoff des Efeus blockiert Rezeptor zur Schmerzregulation
Deutsche Wissenschaftler identifizierten erneut einen wichtigen pflanzlichen Inhaltsstoff, der den Weg für neue Medikamente ebnen könnte. Diesmal wurden sie bei der allbekannten Heilpflanze Efeu (Hedera helix) fündig. Auf der Suche nach Hemmstoffen, die an der Schmerzwahrnehmung beteiligte Proteine blockieren, stiess ein Forscherteam der Universität Leipzig auf den pflanzlichen Inhaltsstoff Hederagenin. Von dieser Entdeckung könnten zukünftig vor allem Menschen mit chronischen Schmerzen profitieren. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Alle bisher vorliegenden Forschungsergebnisse basieren vorerst auf In-vitro- und In-silico-Tests.
Inhaltsstoff Hederagenin
Beim Hederagenin handelt es sich um ein Triterpenoid, das typischerweise in Pflanzenbestandteilen des Efeu (Hedera helix) vorhanden ist. In den Versuchsreihen zeigte sich, dass Hederagenin die Aktivierung des Neuropeptid-FF-Rezeptors 1 blockieren kann. Den im Rückenmark und Gehirn angesiedelten Neuropeptid-FF-Rezeptoren 1 (NPFFR1) wird eine massgebliche Rolle bei der Signalweiterleitung, vor allem von Schmerzen, zugeschrieben. Mit dem Andocken von Hederagenin-Molekülen an die Neuropeptid-FF-Rezeptoren 1 kann die Signalübertragung gehemmt und blockiert werden. Die vorliegenden Forschungsergebnisse tragen neben der Identifizierung des Hederagenins als NPFFR1-Antagonisten massgeblich zu einem besseren Verständnis der komplexen molekularen Mechanismen im NPFF-Rezeptorsystem bei.
Verborgene Kräfte
Efeu-Extrakte zum Stillen von erkältungsbedingtem Hustenreiz sind seit Langem bekannt und bewährt wie auch ihre krampflösenden und schmerzstillenden Eigenschaften. Daher überrascht, dass es ein einzelner Inhaltsstoff des altbekannten Hustenstillers ist, der ein einzelnes an der Schmerzwahrnehmung beteiligtes Protein blockieren kann. Diese gezielte Blockierung des Schmerzrezeptors NPFFR1, mittels des Inhaltsstoffs Hederagenin, ist revolutionär. Das wird hoffentlich zu Verbesserungen und neuen Behandlungsstrategien in der Anwendung von Opiaten zur Behandlung chronischer Schmerzen führen und ihnen den Weg ebnen.
„Diese Erkenntnisse tragen wesentlich zum Verständnis des Aktivierungsmechanismus des NPFFR1 bei und können das rationale Design zukünftiger Therapeutika für chronische Schmerzen erleichtern,“ jubelt Prof. Dr. Annette Beck-Sickinger vom Institut für Biochemie der Universität Leipzig.
Mehr über den Efeu:
Quellen:
Pressemitteilung Universität Leipzig: https://idw-online.de/de/news844428; 10.12.2024
H. Lentschat, F. Liessmann, C. Tydings, T. Schermeng, J. Stichel, N. Urban, M. Schaefer, J. Meiler, A. G. Beck-Sickinger, Angew. Chem. Int. Ed. 2024, e202417786. https://doi.org/10.1002/anie.202417786; 11.12.2024