Paeonien für fallsüchtige Knaben
Als Mittel der Wahl bei Epilepsie, oder damals die Fallsucht genannt, wurden zu Zeiten Galens und Hildegards den Betroffenen Wurzeln der Pfingstrose um den Hals gehängt. Im Kräuterbuch des Mittelalters, dem ‚Macer Floridus‘ wird exemplarisch vom erfolgreichen Experiment des griechischen Arztes Galen an einem Knaben berichtet. Ohne die rettende Paeonia-Wurzel am Hals soll der Knabe unmittelbar von epileptischen Anfällen geplagt worden sein. Mit Wiederanlegen des Amuletts seien die Symptome verschwunden – so der Bericht.
„Die Wurzel um den Hals gehängt, nützt dem fallsüchtigen Knaben ausgezeichnet, wie Galen der Gewährsmann, versichert.“
MACER FLORIDUS
Heilkräftig sollen den Überlieferungen nach nur die Wurzeln der Pfingstrose sein, die bei Mondschein ausgegraben wurden. Offensichtlich behandelten die Kräuterkundigen in diesem Falle die Mondphasen nachrangig.
Schwach phosphorezierend sollen angeblich die Samenkörner der Pfingstrose nachts leuchten. Es steckt offensichtlich allerhand Magie in dem magisch schönen Gartenschmuck! In der Antike galt sie als Blume Apollos, dem Gott des Lichts. Die Christenheit widmete die Paeonie um zur ‚Blume Christi‘ – dem Spender des himmlischen Lichts.
Quellen:
Preis-Meier, S., Der Garten der religiösen Bilderwelt des Mittelalters; Alpen-Adria Universität Klagenfurt, 2009.
Mayer, J., Goehl, K., Kräuterbuch der Klostermedizin, der ‚Macer Floridus‘; Nikol Verlagsgesellschaft mbh & Co. KG, Hamburg, 2021.