Rosenwurz – für Wikinger ohne Stress
Rosenwurz (Rhodiola rosea)
Die Volksheilkunde kennt den Rosenwurz (Rhodelia rosea) schon seit Jahrhunderten als wirkungsvolle Stimulanz zur Steigerung der körperlichen Ausdauer, der Arbeitsproduktivität und der Langlebigkeit. Auch bei der Behandlung der gefürchteten Höhenkrankheit, oder bei anhaltender Müdigkeit und Depressionen sollen Linderungen mit Hilfe der Wurzeln des Rosenwurzes möglich sein. Nordische Volksgruppen und besonders die alten Wikinger sollen bereits mit Rosenwurz-Extrakten Impotenz, Magen-Darm-Beschwerden, Infektionen und Störungen des Nervensystems behandelt haben. Während der letzten Jahre ist dem Rosenwurz als sogenanntes „Anti-Stress-Mittel“ grosse Aufmerksamkeit zuteilgeworden. Die Rosenwurz-Präparate lassen sich ausserordentlich gut vermarkten unter dem Eindruck einer zunehmend stressgeplagten Gesellschaft.
Beheimatet in Skandinavien
Rhodiola rosea L., auch bekannt als „Rosenwurz“, „Goldwurz“ oder „Arktische Wurzel“, gehört zur Pflanzenfamilie der Crassulaceae (Dickblattgewächse). Die gelb blühende Staude bevorzugt die hohen Lagen Skandinaviens. Sie wächst auf trockenen Sandböden, an Meeresklippen und in den Felsspalten der arktischen Regionen Europas und Asiens (vor allem in Sibirien). Aus dem Altai-Gebirge beziehen die meisten Anbieter ihre Rohwaren. Auch in unseren Breiten, in einigen Tälern der Alpen können aufmerksame Wanderer den Rosenwurz finden. Aus Gründen des Naturschutzes und zum Erhalt der natürlichen Bestände wird vom Sammeln in freier Natur abgeraten.
Die Nordmänner und Nordfrauen kauten die Wurzeln des Rosenwurzes, nahmen sie als Pulver zu sich oder brühten sich einen Tee daraus. Die heutige gebräuchlichste und effektive Einnahmeform sind wässrige oder alkoholische Auszüge.
Rosenwurz, eine adaptogene Heilpflanze
Extrakte aus den Rhizomen von Rosenwurz (Rhodiola rosea L., rhizoma et radix) wirken als Adaptogene. Sie zielen darauf ab, die Widerstandsfähigkeit des Körpers gegenüber den auferlegten Stressoren zu erhöhen. Auf diesem Wege erzeugen sie eine normalisierende Wirkung unabhängig von der Art des Stresssignals. Sei es umweltbedingt oder emotional. Die doppelte Wirkung der Pflanze – kognitive Stimulation und emotionale Beruhigung – wirkt sich sowohl auf die unmittelbare geistige Leistungsfähigkeit und das Gedächtnis als auch auf die langfristige Erhaltung der Gehirnfunktionen aus. Eine Reihe von klinischen Studien haben die Plausibilität der beschriebenen Wirkungen bestätigt.
Traditionelles pflanzliches Arzneimittel bei Stress
Die Wurzeln des Rosenwurz‘ (Rhodiola rosea L., rhizoma et radix) sein ein anerkanntes traditionelles pflanzliches Arzneimittel zur Linderung von Stresssymptomen, wie Müdigkeit und Erschöpfung.
Die von der EMA/HMPC veröffentlichten Monografie zum Rosenwurz (Rhodiola rosea) können Sie hier nachlesen: Monografie Rosenwurz (Rhodiola rosea L., rhizoma et radix)
Stress-Reliever mit ausgefeilter Pharmakodynamik
Offenbar beeinflussen die Wirkstoffe des Rosenwurzes die Aktivitäten der stressvermittelnden Botenstoffe im Körper. Dazu gehören die Neurotransmitter wie Serotonin und Katecholamin, sowie Opioidpeptide wie β-Endorphine. Die β-Endorphine dämpfen die Intensität der Stressreaktion und die plötzliche Freisetzung von Opioidpeptiden, welche als Teil der Reaktion der Hypophysen-Nebennieren-Achse bei Stress auftritt. Eine übermäßige Produktion von Endorphinen in Stresssituationen beeinträchtigt die normalen Gehirnfunktionen. Das wiederum kann bekanntermassen das Herz schädigen und seine Funktion beeinträchtigen. Ein weiterer Schutz für Gehirn und das Herz unter der Einnahme von Rosenwurz-Präparaten wird in der verminderten Ausschüttung des Corticotrophin-Releasing-Faktors (CRF), der Senkung des Corticosteronspiegels und einer verstärkten Expression von auf Stress reagierenden Genen, insbesondere im Hippocampus und im präfrontalen Kortex, vermutet.
Die generelle Annahme besteht darin, dass bei der Aufnahme von Rosenwurz-Zubereitungen die Rezeptoren im zentralen Nervensystem (ZNS) für Noradrenalin, Serotonin, Dopamin und Acetylcholin stimuliert und gleichzeitig die Wirkspiegel der Neurotransmitter beeinflusst werden. Verstärkt wird die Wirksamkeit dieser Neurotransmitter im Gehirn offenbar mit einer erhöhten Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke für Aminosäuren, welche für die Bildung von Dopamin und Serotonin im ZNS notwendig sind.
Inhaltsstoffe:
Rosavin, Rosin, Rosarin (zusammenfassend als Rosavine bekannt), Salidrosid (Rhodiolosid), Tyrosol, Rhodiolin, Rhodionidin, Rhodionin, Rhodiosin, Rhodalidin, Tricin, Rosiridol, Rosiridin, Rhodioloside A-E Daucosterol, Beta-Sitosterol Chlorogensäure, Hydroxyzimtsäure, Gallussäure
Wirkung:
angstlösend, stimulierend, hirnleistungssteigernd, neuroprotektiv, antioxidant
Gegenanzeigen:
Die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird nicht empfohlen.
Sollten die Symptome während der Anwendungen mit Rosenwurz länger als 2 Wochen andauern, sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden.
Quellen:
Ivanova Stojcheva, E.; Quintela, J.C. The Effectiveness of Rhodiola rosea L. Preparations in Alleviating Various Aspects of Life-Stress Symptoms and Stress-Induced Conditions—Encouraging Clinical Evidence. Molecules 2022, 27, 3902. https://doi.org/10.3390/molecules27123902