Säulen der Klosterheilkunde
Ein Buch über altes Wissen und ganzheitliche Gesundheit von Pater Johannes Pausch und Dr. Rudolf Likar
Pünktlich zu Mariä Himmelfahrt, dem katholischen Hochfest mit den traditionellen Kräuterweihen, fand ein schön aufgemachtes Buch zum Thema Klosterheilkunde in die Regale der Buchhandlungen. Die beiden namhaften Autoren, der emeritierte Prior Pater Johannes Pausch und der Medizinprofessor Rudolf Likar, versprechen Aufklärung, was sich hinter dem Begriff der Klosterheilkunde verbirgt, wie sie in den Alltag integriert werden kann und sich mit der Schulmedizin verbinden lässt.
Kaum einer ist auskunftsfreudiger als der in der Kräuterheilkunde bewanderte Benediktiner Pater Johannes Pausch. In seiner Zeit als Prior des Europaklosters Gut Aich etablierte er das Hildegardzentrum und die beachtenswerten Heilkräutergärten. Seine Klosterheilkunde stellt er auf fünf Säulen: Natur, Bewegung, Beratung und gemeinsames Lernen, Therapie oder Behandlung, Lebensraum und Wohnen. Wie vertrauenswürdig ist ein Fundament, wenn eines der tragenden Elemente fehlt? Was ist mit dem Glauben in der Klosterheilkunde? Im Gegensatz zu den uralten Quellen ist der Glaube als tragende Säule aus dem Konzept verschwunden. Warum? Die Beantwortung dieser Fragen bleiben die Autoren den Leserinnen und Lesern ihres Buches schuldig. Abschweifende Erörterungen zu Fragen von Spiritualität ersetzen nun mal keine Hinwendung zum Glauben.
Wer zum Kern der Sache vordringen möchte, sollte die ersten 37 Seiten überspringen oder muss sich durch ein quälend langweiliges Interview der Autoren durchkämpfen. Wäre da nicht ihr Gesprächsgast Julia Moretti mit ihren klugen Anmerkungen, blieben dem Leser die üblichen Dialoge über das beständige Befremden zwischen Schulmedizin und Naturheilkunde. Unterhaltungswert haben die verstohlenen Versuche die Homöopathie wieder aufs Podest zu verhelfen. Wenn Rudolf Likar den Dummen spielt, um am Ende als der ganz Schlaue da zu stehen. Das ist cringe.
Nach Lesart des Buches ist die Klostermedizin, die Heilige Hildegard ausgenommen, eine eher männliche Disziplin, nämlich die der Mönche. Die Relativierung des Begriffs ‚Kräuterhexe‘ entspricht eher dem Zeitgeist und beinhaltet keine wirkliche Stellungnahme. Einen Blick nach Fernost wagen die Autoren, wo andere klösterliche und naturheilkundliche Traditionen bestehen. Als einen Blick über den Tellerrand haben sie es bezeichnet. Statt tiefer in ihre Themen einzutauchen, haben sie sich für einen Ausflug in die Fremde verleiten lassen und berichten sogar über das Wirken einer Heilerin. Quellen der Inspiration sind die eingeflochtene Rezepte und Impulse in dem grafisch und optisch wirklich gut aufgearbeitetem Buch im Hardcover.
Das Buch ist erschienen beim Ueberreuter-Verlag: