Tüpfelfarn – das Engelsüss
Gewöhnlicher Tüpfelfarn (Polypodium vulgare)
Die Wurzeln des Tüpfelfarns schmecken süsslich, Tatsächlich enthalten sie zu geringen Teilen Einfachzucker und Saccharose. Im Zuge moderner Ernährungsformen beispielsweise der Paleo-Diät hat die fast schon vergessene Süsskraft der Tüpfelfarnwurzeln wieder vermehrte Aufmerksamkeit bekommen. Von der Süsse der Wurzeln leitet sich wohl auch der volkstümliche Name des Tüpfelfarns ab: das Engelsüss.
Ein altes Heilmittel aus dem Wald
Das Tüpfelfarn ist in den deutschen Wäldern weit verbreitet, wenn auch man schon nach den gegenständig gefiederten Blättern Ausschau halten muss. Im Herbst nach den Frösten ist es schon einfacher aufzufinden. Im Unterschied zu den anderen Farnen ist es ein wintergrünes Gewächs. Unverkennbar sind seine kleinen regelmässigen Tüpfelchen auf der Blattunterseite. Diese sind zugleich die Samenträger. Sie enthalten Sporen. Wie all die anderen Farne auch, pflanzt sich das Tüpfelfarn durch seine Sporen fort.
Bei Schmerzen in den Eingeweiden empfahl Hildegard von Bingen ein Pulver, das zu einem Drittel aus Salbei und zwei Dritteln Tüpfelfarn besteht. Möglicherweise bezieht sich die Rezeptur auf Leibschmerzen in Folge einer Verstopfung. Das würde sich weitestgehend auch mit der aktuell anerkannten Verwendung bei gelegentlichen Verstopfungen decken. Die Inhaltsstoffe der Wurzel vom Tüpfelfarn wirken galletreibend und beschleunigen auf diesem Wege den Stuhlgang.
Ein idealer Sammelzeitpunkt für die Wurzeln des Tüpfelfarnes sollen die die späten Wochen im Oktober bis in den November hinein sein. Die gereinigten und von den äusseren schuppigen Bestandteilen gereinigten Wurzeln werden vor dem Trocknen in kleine Stücke geschnitten. Daraus lässt sich ein Tee zubereiten.
Die süsse Wurzel gegen Erkältung
In der Volksheilkunde werden die Wurzeln des Tüpfelfarns mit allerlei Leiden, und vor allem im Bauch und in der Brust, in Verbindung gebracht. Bei der der Zubereitung als Tee wirken die Inhaltsstoffe des Engelsüss‘ schleimtreibend und auswurffördernd. Im Falle von Erkältungen kann ein Tee mit Tüpfelfarn als Expektorans unterstützend wirken, wenn Verschleimungen der oberen Atemwege das Abhusten erschweren. Als traditionelles pflanzliches Arzneimittel wurde das Gewöhnliche Tüpfelfarn mit den Indikationen leichter Erkältungen und Husten anerkannt.
Die Monografie Gewöhnliches Tüpfelfarn (Polypodium vulgare L., rhizoma) der HMPC/EMA können Sie hier abrufen.
Nur weil sie süss sind?
Oft gepriesen, wahrscheinlich wegen des süssen Geschmacks, wird das Engelsüss als Hustenmittel für Kinder. Davon sollte besser abgesehen werden. In der Pflanzenheilkunde gibt es eine Reihe besser verträglicherer und wirksamer Mittel, welche Kinder genauso gut mögen! Entsprechend zurückhaltend ist die aktuelle Bewertung internationaler Experten der Rolle des Engelsüss als Heilkraut. Unverträglichkeiten gegen Farngewächse sind weitreichend bekannt, und Kinder dürften für die Folgen besonders empfänglich sein. Daher sollten die süssen Wurzeln des Tüpfelfarnkrauts eher den Erwachsenen vorbehalten bleiben. Auch hierbei sei Vorsicht und Augenmass bei der Anwendung angeraten.
Inhaltsstoffe:
Ecdysteron, Flavonoide, Saponine, Osladin, Polydin, Glukose, Bitter- und Gerbstoffe, Harz, ätherisches Öl,
Wirkung:
galletreibend, schleimfördernd, auswurffördernd
Gegenanzeigen:
Tüpfelfarn-Arzneimittel sollten nur bei Erwachsenen und Jugendlichen über 12 Jahren angewendet und nicht länger als 1 Woche eingenommen werden.
Wenn die Symptome während der Einnahme des Arzneimittels bestehen bleiben oder Dyspnoe (Atembeschwerden), Fieber oder eitriger Auswurf (gelber oder grüner Schleim) auftreten, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.