Wo die guten Kräuter wachsen
Zu Besuch auf dem Pflegerhof in Südtirol
Gute Kräuter gedeihen nicht nur bei Sonnenschein und unter blauem Himmel inmitten einer herrlichen Berglandschaft. Davon sollte ich mich bei meinem Kurzbesuch auf dem Südtiroler Pflegerhof überzeugen. Dabei zeigte der Himmel sich gnädig und hielt die fetten Regenwolken zurück. Trotz der Hände voller Arbeit liessen mich die freundlichen Gärtnerinnen gewähren und die Terrassen mit den Kräuterbeeten ungestört erkunden.
Das Familienunternehmen ‚Pflegerhof‘ gilt fast schon als Synonym für biologischen Kräuteranbau in Südtirol. Was einst einer Idee in prekären Verhältnissen entstammte, hat die Familie Mulser über Jahrzehnte zu einem erfolgreichen Unternehmen aufgebaut. Alles, was auf ihren Terrassen in rund 800 Metern Seehöhe wächst, wird das gesamte Jahr über im eigenen Hofladen verkauft. Meist sind das die wohlschmeckenden Kräutertees und Kräutermischungen. Die Qualität und das umfangreiche Angebot haben sich mittlerweile auch weit über die Südtiroler Landesgrenzen herumgesprochen.
So romantisch die Aussicht auf die Felswände der Sciliar ist, so mühevoll gestaltet sich allerdings das Arbeiten an den steilen Hängen des Eisacktals. Die angelegten Terrassen haben es sicherlich einfacher gemacht. Vor allem wurde damit erst das Land für den Gartenbau nutzbar. Recht ungewöhnlich ist der Anblick von mit Folien abgedeckten Beeten. Für die Verwendung dieser Folien sprechen mehrere Gründe, erläutert die Chefin Cornelia Mulser: zu einem hält das die Beikräuter fern und die Kräuter sauber. Zudem verhindern sie das Verdunsten von Wasser, was sich somit sparen lässt. Im Winter dann schützen die Folien die Böden vor Frost und Erosion.
Ohne tierische Hilfe geht es auch auf dem Pflegerhof nicht. Ständig auf Patrouille befindet sich zwischen den Beeten eine Familie indischer Laufenten. Ihre Aufgabe ist es, die zarten Pflänzlein vor dem bei Gärtnern gefürchteten Frass der Schnecken zu beschützen. Sie erledigen das mit Hingabe und Appetit.
Es war Kamillensaison, als ich den Pflegerhof besuchte. Von der augenscheinlichen Dominanz blühender Kamillen war ich überrascht. Cornelia Mulser erklärte mir: „Sobald die abgeerntet sind, kommen da wieder andere Kräuter rein, welche die dann überwintern.“ Die Kamillenblüten sind für die Tees vom Pflegerhof. Dafür werden sie alle gebraucht.
Wer erleben möchte, wie gewerblicher biologischer Anbau von Kräutern funktioniert, sollte unbedingt sich auf den Weg zum Pflegerhof machen. Besonders freitags lohnt sich der Besuch. Die Gärtnerinnen bieten nachmittags eine Führung durch die Kräuterfelder und über den Hof an. Neben vielem Wissenswertem ist der Ausblick von den Terrassen auf die Berge ringsum und ins Tal lohnenswert.
Hier geht’s zum Pflegerhof: